Demenz – Entstehung, Risikofaktoren, Demenz-Test & Therapiemöglichkeiten
Demenz Definition – was ist das eigentlich?
In Deutschland erkranken jährlich mehr als 200.000 Menschen an Demenz. Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Entstehungsrisiko für dieser Erkrankung. Über sieben Prozent aller 65-jährigen und sogar jeder Dritte, der das 90. Lebensjahr überschritten hat, leidet an dieser Krankheit. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen und eine geeignete Therapie in die Wege zu leiten.
Demenz (lat. „Dementia = ohne Geist“) ist eine Störung der Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns. Die kognitiven Fähigkeiten wie beispielsweise die Sprache, das Gedächtnis, das Lernen, Planen oder Erkennen können beeinträchtigt sein. Auch die sozialen oder emotionalen Fähigkeiten können jedoch zunehmend in Mitleidenschaft gezogen werden. Mögliche Folgen sind Veränderungen der Gemütslage oder sogar eine Veränderung der individuellen Persönlichkeit.
Inhalt
Demenz – Ursachen, Formen & Risikofaktoren
Die Ursachen, die einer Demenzerkrankung zugrunde liegen, können ganz unterschiedlich sein. Zudem umfasst das Krankheitsbild der Demenz mehrere Krankheiten:
– Die häufigste Form der Demenzerkrankung ist die „Alzheimer-Demenz“. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte neurodegenerative Erkrankung, das bedeutet, dass diese Krankheit mit einem fortschreitenden Nervenzellenverlust einhergeht.
Im menschlichen Gehirn bilden sich Ablagerungen eines krankhaften Proteins (Beta-Amyloid), sogenannte Plaques. Fachexperten gehen davon aus, dass diese Ablagerungen die Alzheimer-Demenz verursachen oder zumindest begünstigen.
Die Ursache für die Entstehung dieser Ablagerungen ist allerdings nicht exakt bekannt. Eine mögliche Ursache sind Veränderungen im Erbgut, sogenannte Mutationen. Solche genetischen Veränderungen können für die Vererbung einer Demenzerkrankung mitverantwortlich sein. In den meisten Fällen ist jedoch nicht eindeutig geklärt, warum jemand an Alzheimer erkrankt.
– Die zweithäufigste Form ist die „vaskuläre Demenz“. Diese Krankheit entsteht, indem Gefäße im Gehirn einen Schaden erleiden, beispielsweise infolge einer Arteriosklerose oder eines Schlaganfalls.
Durchblutungsstörungen im menschlichen Gehirn führen also zum Absterben von Nervenzellen. Derartige „Gefäßverschlüsse“ können zeitlich versetzt oder auch gleichzeitig in einer bestimmten Hirnregion auftreten („Multi-Infarkt-Demenz“). In einigen Fällen kann die vaskuläre Demenz auch infolge einer größeren Hirnblutung entstehen. Genetische Erkrankungen oder eine Entzündung der Gefäße sind hingegen seltenere Ursache für die Entstehung einer vaskulären Demenzerkrankung.
– Es existieren auch Mischformen zwischen einer vaskulären und einer Alzheimer Demenz.
– Des Weiteren unterscheiden Mediziner drei weitere, jedoch durchaus seltenere Formen der Demenzerkrankung:
1. Pick-Krankheit:
Diese Erkrankung wird auch als „frontotemporale Demenz“ bezeichnet, da hier hauptsächlich Nervenzellen im Schläfenlappen sowie im Stirnbereich des Gehirns absterben.
Die Entstehungsursache für diese Erkrankung ist leider noch größtenteils unbekannt. In einigen Fällen kann eine genetische Erkrankung der Auslöser sein.
2. Parkinson Demenz
3. Lewy-Body-Demenz:
Im Zuge dieser Krankheitsform kommt es zu einer Ablagerung von Eiweißresten aus Alpha-Synuclein in den Nervenzellen der Großhirnrinde. Diese Ablagerungen werden als Lewy-Körperchen bezeichnet. Sie behindern die Kommunikation der einzelnen Nervenzellen untereinander. Der Grund für die Entstehung dieser Eiweißablagerungen ist unbekannt. In sehr seltenen Fällen kann auch hier eine genetische Erkrankung zugrunde liegen.
Symptome & Anzeichen – woran lässt sich Demenz erkennen?
Eine Demenzerkrankung kann vielfältige Auswirkungen haben. Die Krankheitssymptome können beispielsweise das menschliche Denken, das Gedächtnis, die Lernfähigkeit, das Urteilsvermögen, die Sprache oder auch den Orientierungssinn betreffen. Dement zu sein bedeutet im Grunde, dass unterschiedliche Gehirnleistungen beeinträchtigt sind.
Des Weiteren ändert sich auch das Sozialverhalten sowie die Persönlichkeit von betroffenen Patienten. Abhängig von der Entstehungsursache sowie vom Krankheitsstadium können die Symptome ganz unterschiedlich ausfallen.
Das charakteristische Anzeichen einer Demenzerkrankung ist das zunehmend nachlassende Erinnerungsvermögen. Im Anfangsstadium einer Demenzerkrankung ist insbesondere das Kurzzeitgedächtnis der Patienten betroffen. In späteren Demenz-Stadien verblasst die Erinnerung an Vertrautes oder früher Erlerntes immer mehr.
Patienten, die an einer Demenz leiden, haben zunehmend Schwierigkeiten:
- sich neue Informationen zu merken
- sich auf eine konkrete Sache zu konzentrieren
- sich mündlich oder schriftlich klar auszudrücken (Wortfindungsstörungen)
- Informationen und Mitteilungen anderer exakt zu verstehen
- Situationen zu überblicken und richtig einzuschätzen
- diverse Zusammenhänge zu erkennen
- zu organisieren und zu planen
- sich örtlich zurechtzufinden
- diverse Gegenstände korrekt handzuhaben.
Demente Patienten weisen häufig auch Beeinträchtigungen auf, die nicht die Denkleistung betreffen. So können beispielsweise diverse psychische oder verhaltensbedingte Symptome auftreten. Die Intensität und Dauer dieser Begleiterscheinungen ist von Fall zu Fall jedoch unterschiedlich.
Weitere mögliche Symptome einer Demenzerkrankung sind:
- Apathie (Teilnahmslosigkeit)
- Aggressionen
- depressive Phasen und Weinanfälle
- gesteigerter Bewegungsdrang
- Unruhephasen mit Euphorie und erhöhter Anspannung
- in eher selteneren Fällen: Angstzustände.
Wer unter einer Demenzerkrankung leidet, verliert also schrittweise die Kontrolle über seine eigenen Gefühle. Dieser Verlust der Gefühlskontrolle führt zu einer massiven Veränderung der Persönlichkeit und des eigenen Wesens.
Demenz Test
Bewährte Testverfahren zur Diagnose der Erkrankung
Es gibt drei bewährte Tests zur Diagnosestellung einer Demenzerkrankung:
Der Mini-Mental-Status-Test (MMST)
Dieses Testverfahren hat sich zur Überprüfung der Merkfähigkeiten, des Sprachverständnisses, der Orientierung sowie der Konzentration eines Patienten bewährt. Insgesamt 30 Punkte können bei diesem Test vom Patienten erreicht werden. Am Krankheitsbeginn kann die erreichte Punktezahl noch durchaus im Normbereich liegen. Werte zwischen zehn und 26 deuten verstärkt auf eine Demenzerkrankung hin. Werte unter 10 lassen auf eine schwere Störung schließen.
Der Zahlen-Verbindungs-Test
Mit diesem Testverfahren lässt sich unkompliziert die Konzentrationsfähigkeit der Betroffenen prüfen. Zufällig auf einem Blatt Papier verteilte Zahlen müssen vom Patienten in aufsteigender Reihenfolge mit einer Linie verbunden werden. Auch die Zeit, die betroffene Personen für diese Aufgabe benötigen, gibt Aufschluss über eine möglicherweise vorhandene Hirnleistungsstörung.
Uhrenzeichen-Test
Auch dieses Testverfahren ist sehr unkompliziert, aber sehr aussagekräftig. Die Patienten werden hier gebeten, innerhalb es bereits vorgezeichneten Kreises das Ziffernblatt einer Uhr – inklusive aller Zahlen – einzutragen.
Das Einzeichnen von Minuten- und Stundenzeigern kann eine zusätzliche Aufgabe sein.
Demenzpatienten können diesen Test in den meisten Fällen nicht ohne Fehler bestehen.
Selbstverständlich berücksichtigen Neuropsychologen für die Auswertung der Testergebnisse die individuellen Vorerfahrungen der Patienten. Altersunterschiede, die persönliche Bildung oder auch der Berufsstand fließen in die Beurteilung mit ein. Zudem wird von den Medizinern in Betracht gezogen, dass Patienten auch aufgeregt sind und sich daraus gewisse Leistungsschwankungen ergeben können.
Auch nahestehende Familienmitglieder oder Angehörige werden nach ihrer persönlichen Einschätzung befragt. Auf diese Weise kann der Neuropsychologe eine umfassende Diagnose treffen. Mit einem umfassenden Hintergrundwissen können die Testergebnisse richtig eingeschätzt und bewertet werden.
Welche Therapie kann bei einer Demenzerkrankung helfen?
Bei einer Demenzerkrankung gilt: Je frühzeitiger eine Therapie begonnen wird, desto besser ist es! Im Frühstadium kann eine Demenz mit der richtigen Therapiemethode sehr positiv beeinflusst werden. Bereits beim ersten Verdacht auf eine Demenzerkrankung muss so bald wie möglich der Hausarzt oder ein Neurologe aufgesucht werden. Bundesweit gib es Selbsthilfegruppen die Betroffenen dabei helfen, spezialisierte Gedächtniskliniken in ihrer Nähe zu finden.
Die Therapie einer Demenzerkrankung verfolgt folgende Ziele:
- Leistungsstörungen des Gehirns sollen verringert werden. Dadurch wird die persönliche Lebenssituation der Betroffenen deutlich verbessert.
- Dank einer rechtzeitigen Therapie können auch Menschen mit einer fortschreitenden Demenzerkrankung noch eigenständige Entscheidungen treffen, ehe ihre Gedächtnisleistungen so sehr nachlassen, dass sie entscheidungsunfähig werden.
- Eine umfassende Demenzbehandlung ist eine sehr gute Hilfestellung für betroffene Patienten und auch für ihre Angehörigen.
Für die Demenz-Behandlung steht ein medikamentöses sowie ein nicht-medikamentöses Verfahren zur Verfügung:
Therapie ohne Medikamente
- Ergotherapie: Die alltäglichen Fertigkeiten der Patienten sollen hierdurch verbessert werden.
- Gehirnleistungstraining: Hier werden vor allem die geistigen Fähigkeiten der Patienten trainiert und aufrechterhalten.
- Musiktherapie und Verhaltenstherapie: Diese Therapieform soll das seelische Wohlbefinden der Betroffenen steigern und Verhaltensweisen wie Reizbarkeit oder Unruhe mildern.
- Physiotherapie: Hierdurch soll die körperliche Fitness der Patienten verbessert werden.
Medikamentöse Therapie
In der Behandlung von Demenzerkrankungen haben Medikamente einen hohen Stellenwert. Sie sollen die geistige Leistungsfähigkeit der Patienten stabilisieren sowie Verhaltensstörungen mildern. Dadurch können Betroffenen ihren Alltag wesentlich besser und leichter bewältigen. Zudem sollen Medikamente weitere Schädigungen des Gehirns vermeiden.
Jede Demenzerkrankung bedarf einer individuellen Behandlung: Nicht jeder Patient, der dement ist, hat die gleichen Probleme oder Krankheitssymptome. Nicht jeder Patient muss die gleichen Medikamente einnehmen. Wie die jeweiligen Therapiemaßnahmen aussehen, entscheidet der Arzt in den meisten Fällen gemeinsam mit den Angehörigen.
Demenz – Krankheitsverlauf und Prognose
Bei jeder Erkrankungsform geht langfristig gesehen die Leistungsfähigkeit des Gehirns zurück. Auch die Persönlichkeit der Betroffenen wird irreversibel beeinträchtigt.
Jede Demenzerkrankung äußerst sich auf individuelle Weise und hat auch einen ganz eigenen Krankheitsverlauf. Die vaskuläre Demenz tritt oftmals sehr plötzlich auf und verschlechtert sich schrittweise. In den meisten Fällen beginnt eine Demenzerkrankung jedoch schleichend und weitestgehend unbemerkt.
Demenzpatienten haben mal gute und mal schlechtere Tage. Auch im Tagesverlauf kann sich der persönliche Zustand der Betroffenen massiv verändern. Viele Patienten leiden abends beispielsweise stärker unter den Krankheitssymptomen als tagsüber.
Auch in ihren Verhaltensweisen unterscheiden sich Demenzpatienten teilweise stark voneinander: Manche leiden unter Aggressionszuständen, andere wiederum sind sehr ruhig und freundlich. Einige Demenzpatienten bleiben noch lange Zeit fit, andere wiederum werden schwach und bettlägerig.
Lässt sich eine Demenzerkrankung beeinflussen?
Eine Demenzerkrankung ist leider nicht heilbar. Mit viel menschlicher Zuwendung sowie einer geeigneten Therapie lässt sich die Lebensqualität der Betroffenen jedoch signifikant verbessern. Die richtige Medikation kann den Verlauf einer Demenzerkrankung sogar vorübergehend aufhalten oder ihn verlangsamen.
Demenz wirksam vorbeugen
Es gibt sehr viele Faktoren, die eine Demenzerkrankung beeinflussen können. Wer er schafft, diese unterschiedlichen Risikofaktoren zu reduzieren oder gar zu vermeiden, kann eine Demenz vorbeugen.
Risikofaktoren wie erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht oder Bluthochdruck sollten rechtzeitig behandelt werden. Auch die persönliche Lebensführung ist ausschlaggebend. Des Weiteren soll eine mediterrane Ernährung Demenzerkrankungen wirksam vorbeugen: Diese Ernährungsweise besteht aus viel frischem Obst und Gemüse, Olivenöl, Vollkornprodukten und Fisch. Schweinefleisch und Milchprodukte sollten dagegen nur eingeschränkt verzehrt werden.
Für das menschliche Gehirn ist regelmäßige Bewegung grundlegend wichtig. Die Aktivität regt den Stoffwechsel sowie die Durchblutung im Gehirn an. Dadurch werden die Nervenzellen aktiver und vernetzen sich wesentlich besser untereinander. Sportliche Betätigung senkt zudem den Cholesterinspiegel und den Blutdruck. Auch Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Diabetes oder Depressionen wird durch Bewegung wirksam vorgebeugt. Wer regelmäßig aktiv ist, sorgt für die Gesunderhaltung der Gefäße und schützt sich somit wirksam vor vaskulärer Demenz.
Des Weiteren ist ein „Gehirn-Training“ äußerst hilfreich: Wie die Körpermuskulatur, muss auch das menschliche Gehirn regelmäßig gefordert werden. Kreuzworträtsel, kreative Hobbies oder kulturelle Aktivitäten eignen sich hierfür ausgezeichnet. Auch die Pflege sozialer Kontakte ist von grundlegender Wichtigkeit: Es ist sehr wichtig, sich mit anderen Menschen auszutauschen – vor allem im Alter!