Menschen mit Zwangsstörungen kann ein sogenanntes Expositionstraining helfen. Dabei werden sie mit genau solchen Situationen konfrontiert, die bei ihnen das Zwangsverhalten auslösen.
„Ziel des Expositionstrainings ist die Erfahrung des Patienten, dass die von ihm befürchteten Konsequenzen bei der Unterlassung eines Zwangsrituals nicht eintreten“, erklärt Frank Bergmann, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte (BVDN) in Neuss. So lerne etwa ein Patient, der beim Berühren von Türklinken eine Ansteckung mit HIV fürchtet, dass sich seine Angst auch ohne anschließendes Händewaschen wieder abbaut.
In der Regel werden solche Trainings mit Medikamenten unterstützt: Die Kombination beider Behandlungen sei häufig am günstigsten, sagt der Psychiater und Psychotherapeut aus Aachen. Meist setzen sich ihm zufolge die Beschwerden der Patienten aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zusammen. «Neben einer Angst vor Verschmutzung drehen sich Zwangsgedanken oft um Unfälle und Angst vor Erkrankungen. Auch sexuelle Inhalte – zum Beispiel als pervers empfundene Gedanken oder aggressive Vorstellungen – sind häufig.» Das kann bedeuten, dass Patienten sich vorstellen, wie sie sich selbst oder andere mit einem Messer verletzen.
Zwangshandlungen wie Reinigungsrituale, Wiederholungs- und Kontrollzwänge dienen in der Regel dazu, die durch Zwangsvorstellungen hervorgerufene Anspannung abzubauen. «Die Rituale können sehr zeitaufwendig und Kraft raubend werden. Dann machen sie dem Betroffenen ein normales Leben zunehmend unmöglich». Daher sollten Menschen, die belastende Zwangssymptome bei sich bemerken, Hilfe bei einem Psychiater oder Psychotherapeuten suchen. Zwangsstörungen sind mit einem bis zwei Prozent Betroffenen in der Bevölkerung eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen.