Mit einer Infektion fängt es häufig an: Schuppenflechten treten meist an den Gelenken oder am Kopf auf. Der Kampf gegen die Hautkrankheit ist mühselig – die «eine» Therapie gibt es nicht.
Franziska Bieber war 26, als ihr die Mandeln herausgenommen wurden – eine Streptokokken-Infektion. Danach ging es los: Zuerst hatte sie am Kopf eine rote, schuppende Hautstelle. Nach einigen Jahren breitete sich die Schuppenflechte auf Stirn und Ellenbogen aus. Zum Glück lernte Franziska Bieber etwas, das ihr heute noch sehr wichtig ist: offen mit ihrer Krankheit umzugehen.
«Dadurch hatte ich auch nie ein Problem damit, an den Strand oder in die Sauna zu gehen», erzählt die heute 58-Jährige, die eine Regionalgruppe des Psoriasis-Bundes in Ulm leitet. Wer sie fragt, dem erklärt sie einfach, dass die Hautkrankheit nicht ansteckend ist. Schuppenflechte wird vererbt – und sie ist nicht heilbar.
Zwei bis drei Prozent der Bevölkerung leiden daran, sagt Prof. Michael Sticherling, stellvertretender Direktor der Hautklinik am Universitätsklinikum Erlangen. «Dabei handelt es sich um eine chronisch entzündliche Hautkrankheit.» Sie habe nichts mit Allergie zu tun. Meist treten diese Stellen an den Streckseiten der Gelenke oder am Kopf auf. «Es kann aber der gesamte Körper befallen sein», sagt der Kölner Dermatologe Johannes Gutwald. Hinzu kommen Nagelveränderungen in Form von Grübchen.
«Schuppenflechte kann flächig, aber auch in örtlich begrenzten Herden auftreten», erklärt Sticherling. Etwa 80 Prozent der Betroffenen leiden an der so genannten Psoriasis vulgaris. Die scharf begrenzten Hautstellen sind mit silbrigen Schuppen bedeckt. Andere Formen sehen aus wie Ausschlag oder gehen mit Pusteln einher. Auslöser sind – wie bei Franziska Bieber – häufig Infektionen.
Zur Behandlung der Herde werden am häufigsten Kortison-Derivate, so genannte Kortikoide, angewandt, sagt Prof. Ulrich Mrowietz vom Psoriasis-Zentrum des Uniklinikums in Kiel. Sie seien schnell wirksam und bekämpften die Entzündung der Hautstellen. Daneben werden auch Vitamin-D-Abkömmlinge in Cremes und Salben verschrieben. Es gebe auch ein Präparat, das die beiden sich ergänzenden Wirkstoffe kombiniert.
«Die Behandlung ist aber ganz individuell einzustellen», erklärt Sticherling. Häufig reiche die lokale Behandlung der Haut mit Cremes und Salben nicht aus. Sie werde deshalb zum Beispiel mit UV-Licht-Bestrahlung oder medizinischen Salzbädern ergänzt. «Die müssen aber einen Salzgehalt von mehr als 20 Prozent haben», sagt Mrowietz. Oft hilft laut Sticherling ein einfacher Sommerurlaub am Meer.
Ein weiter Wirkstoff ist Anthralin. Er wird schon seit fast 100 Jahren in der Psoriasis-Therapie angewandt. «Aber nur in Kliniken und im teilstationären Bereich», sagt Mrowietz. Denn die Substanz verfärbt sich an der Luft und hinterlässt braune Flecken. Bei schwereren Formen der Psoriasis sind Fumarsäureester ein Mittel, das gut wirksam ist. Die Tabletten können aber Nebenwirkungen wie Hautrötungen und Magenbeschwerden mit sich bringen, sagt Gutwald.
Ganz neue Hoffnungen brachten vor einigen Jahren die so genannten Biologics – körpernahe Eiweiße, die die entzündliche Reaktion in der Haut bei Psoriasis durchbrechen. Die teuren Spritzen dürfen laut Mrowietz allerdings erst verschrieben werden, wenn konventionelle Mittel nicht mehr wirken.
Die so genannte Psoriasis-Arthritis tritt meist zehn Jahre nach der Hautkrankheit auf, sagt Sticherling. Etwa 20 Prozent der Psoriasis-Patienten leiden daran. Auch Franziska Bieber merkte irgendwann, dass ihre Knie und Finger steif wurden. «Da haben Biologics wirklich geholfen.»
Kur
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