Schlafen macht schön – diesen Satz halten viele für einen Mythos. Doch Ärzte und Wissenschaftler sind sich sicher: Den «Schönheitsschlaf» gibt es tatsächlich.
Sie nennen ihn allerdings nicht wie der Volksmund, sondern sprechen von einem «erholsamen» und damit «gesunden» Schlaf, der tagsüber das Wohlbefinden steigert. «Schlaf ist in jeder Hinsicht wichtig für die Erholungsfunktion unseres Körpers», sagt Richard Rohrer, Neurologe am Zentrum für Schlafmedizin des Klinikums Saarbrücken. «Wer zu wenig schläft, leidet tagsüber zum Beispiel stärker unter Konzentrationsstörungen.»
Die oberflächlichen Folgen des Schlafmangels kennt jeder: blasse und trockene Haut, Ringe unter den Augen – der Blick in den Spiegel fällt nach einer zu kurzen Nacht oft ernüchternd aus. «Im Schlaf wird ein Wachstumshormon ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass sich unsere Haut regenerieren kann», erklärt Prof. Jürgen Zulley, Schlafforscher an der Universität Regensburg. «Wenn wir zu wenig schlafen oder die Tiefschlafphase gestört ist, die für die Ausschüttung des Hormons am wichtigsten ist, macht sich das sofort bemerkbar: Die Haut wird dünner, es kommt zur Faltenbildung.»
Und daher lassen sich auch aus kosmetischer Sicht Vorkehrungen treffen, die für eine optimale Regeneration der Haut – und damit für einen perfekten Schönheitsschlaf – sorgen. «In der Nacht benutzt man eine andere Hautcreme als am Tag», sagt die Kosmetikerin Gabriele Bergmann vom Deutschen Beauty- und Wellnessfarmverband in Bad Kissingen. «Am Tag braucht unsere Haut Schutz vor UV-Strahlen, vor Schmutz und anderen Umweltfaktoren. Nachts, wenn sich die Haut erholt, kommen regenerierende Wirkstoffe wie Ribonukleinsäure zum Tragen.»
Vorm Schlafengehen ist es der Expertin zufolge wichtig, die Haut von Make-up-Resten zu befreien: «Wenn man sich nicht gründlich abschminkt und die Haut säubert, verstopfen die Poren. Der Talgabfluss ist nicht gesichert.» Die Folge: Pickel und unreine Haut. Schlafmangel wirkt sich aber auch in anderer Hinsicht auf das Aussehen aus: Er kann sogar Übergewicht verursachen. Im Schlaf dagegen verspürt man keinen Hunger. Auch dafür sorgt ein Hormon. «So ist es möglich, schon mal zehn Stunden ohne den Gang zum Kühlschrank durchzuhalten», sagt Zulley.
Jeder Mensch braucht unterschiedlich viel Schlaf. Sieben bis acht Stunden sind der Durchschnitt. Es gibt aber auch Kurzschläfer, die mit fünf oder sechs Stunden auskommen, und Langschläfer, die bis zu zehn Stunden benötigen. Ob man genug schläft, lässt sich ganz leicht testen: «Wenn ich mich tagsüber fit und leistungsfähig fühle, hatte ich genug Schlaf in der Nacht», sagt Zulley. Ein Mittagstief sei jedoch normal, ein kleiner Mittagsschlaf durchaus erlaubt.
Wer erholsam schlafen will, braucht eine ruhige Schlafumgebung. «Je mehr ich gestört werde, desto unruhiger der Schlaf», sagt Rohrer. Optimalerweise ist keine Uhr sichtbar oder hörbar. Der Raum sollte eine kühle, aber nicht zu kalte Temperatur haben und lichtisoliert sein. Als Störfaktor gilt auch ein schnarchender Partner.
«Zu Bett gehen sollte man grundsätzlich erst, wenn man wirklich müde ist», sagt Rohrer. Um den Körper optimal auf den Schlaf vorzubereiten, solle man abends möglichst keine Probleme mehr wälzen, sondern nur noch entspannende Tätigkeiten ausüben, wie zum Beispiel ein Buch lesen oder Fernsehen – damit der Körper zur Ruhe kommt.