Hilfe für gehörlose Menschen
Gehörlose Menschen sind Menschen, die seit Geburt an nicht-hörend sind oder in ihrer frühen Kindheit das Gehör verloren haben. Trotz der Behinderung können Gehörlose gezielt mit ihrer Umwelt kommunizieren, hierfür nutzen die meisten Gehörlosen in Deutschland die Deutsche Gebärdensprache.
Mit dieser Sprache aus Handbewegungen, Mimik und auch mit Hilfe des Mundbildes kommunizieren die Gehörlosen in einer umfassenden und detaillreichen Sprache, welche in Grammatik und Ausdruck der Sprache der Hörenden in nichts nachsteht. Auch führen frühe Sprachtrainings zu einer gesellschaftsfähigen Sprachentwicklung, welche den Betroffenen die Möglichkeit an einem aktiveren Umgang mit der hörenden Gesellschaft teilhaben lässt.
Untereinander bilden sich selten Barrieren im Umgang und Kommunikation, lediglich mit hörenden Menschen kommt es häufig zu Kommunikationsschwierigkeiten. Das Leben in der Gesellschaft mit hörenden Personen stellt Gehörlose vor große Barrieren. Vorträge, Veranstaltungen, Bildungseinrichtungen, Behörden und Institutionen für den alltäglichen Bedarf werden zumeist ohne die Hilfe einer Gebärdensprachdolmetscherin geführt und sind somit für den Gehörlosen nur bedingt zugänglich. Hierdurch ergeben sich auch Schwierigkeiten mit Schule und Bildung, welches wiederum zu gesellschaftlichen Konflikten führen kann.
Dadurch, dass die Gehörlosen sich den Hörenden Personen nicht mitteilen können – bedingt durch die fehlende gemeinsame Sprachebene – entstehen viele Konflikte und Missverständnisse. Diese können bei den Gehörlosen Gefühle wie Enttäuschung und Trauer hervorrufen, welche zu einer zwangsläufigen gesellschaftlichen Isolation führen.
Gerade auch am Arbeitsplatz kommt es zu Problemen, da Gehörlose und Schwerhörige von hörenden Menschen oftmals als „begriffsstutzig“ oder weniger intelligent betrachtet werden. Häufig sind auch bereits vorhandene Körperschäden durch eine vererbte Gehörlosigkeit vorhanden, welche eine ärztliche sowie therapeutische Behandlung bedürfen. Ebenfalls kann eine Gehörlosigkeit durch eine Erkrankung wie z. B. Masern oder Scharlach entstehen, hier spricht man nun von einer erworbenen Gehörlosigkeit, der Taubheit.
Dadurch, dass die Gehörlosen unter dieser seelischen Last leiden, entstehen oftmals körperliche oder psychische Probleme. Sie leiden unter Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Interressenlosigkeit oder auch an somatischen Problemen.
Wendet sich der gehörlose bzw. taube Patient an medizinische bzw. psychotherapeutische Hilfe, so stößt er meist auf weitere Barrieren, da er sich dem behandelnden Arzt bzw. Therapeuten nicht detailiert genug mitteilen kann und dieser ihn daraufhin nicht gezielt behandeln kann. Durchbricht der Patient diesen Teufelskreis nicht rechtzeitig, so können sogar chronische Erkrankungen oder psychische Störungen wie schwere Depressionen entstehen, welche eine noch speziellere und intensivere Behandlung erforden.
Den Teufelskreis durchbrechen mit einer Spezialkur
Um den Bedürfnissen der Gehörlosen bei der Heilung ihrer körperlichen- bzw. psychischen Probleme gerecht zu werden, werden speziell auf gehörlose Patienten zugeschnittene Kuren angeboten.
Hier stehen dem Patienten kundige Ärzte und Therapeuten zur Verfügung, welche die Gebärdensprache beherrschen und somit gezielt mit dem Patienten kommunizieren können. Nur so ist es möglich, mit dem Patienten gemeinsam das Krankheitsbild zu analysieren und einen individuellen Kurplan zu erstellen. Dadurch, dass der Patient aktiv an seiner Genesung mitarbeiten kann, wird neben der Linderung seiner körperlichen Leiden auch seine Psyche rehabilitiert und sein Selbstwertgefühl gestärkt. Oft erst kann durch diese barrierefreie Kommunikation eine Erkrankung richtig analysiert werden, was eine erfolgsversprechende Therapie erst möglich macht.
- Die Ziele einer Spezialkur für Gehörlose und Ertaubte sind:
- Behandlung der Erkrankungen und Rehabilitation
- Stabilisierung des Allgemeinzustandes
- Erlernen eines gezielten Umgangs mit bestehenden (körperlichen) Einschränkungen
- Verbesserung der Kommunikation durch Zugang zu Schrift- und Lautsprache
- Integration in die hörende Gesellschaft und Alltag
- Verbessertes Selbstbewusstsein
Eine auf die Bedürfnisse von gehörlosen Patienten ausgerichtete Kurklinik hält eine große bandbreite an behindertengerechten Einrichtungen bereit. So werden spezielle Gegenstände wie Lichtwecker, Lichtklingel oder Schreibtelefone bereitgehalten und auch eine Dolmetscherin steht dem Gehörlosen jederzeit zur Verfügung. Auch haben sich die meisten Kurorte an die jeweils ansässige Klinik angepasst und bieten speziell auf die Bedürfnisse von Gehörlosen bzw. Schwerhörigen zugeschnittene Freizeitmöglichkeiten an.
Gehörlosen-Therapie: Erfolg durch ganzheitliche Behandlung
Zu Beginn der medizinischen Betreuung wird zunächst eine gründliche Anamnese vorgenommen. Hierbei wird die bisherige Krankheitsgeschichte betrachtet und durch den Kurarzt analysiert.
Je nach Krankheitsbild wird ein Programm aus verschiedene Einzeltherapien zusammengestellt, welches je nach Bedarf durch eine medikamentöse Behandlung ergänzt wird.
In einer Bewegungstherapie können die Patienten an eine Gruppengymnastik, Krafttraining oder Schwimmen teilnehmen und verbessern dadurch ihre körperlichen Fertigkeiten. Die Bewegungstherapie wird ergänzt durch eine Rückenschule, Krankengymnastik und Bewegungsbäder, welche das körperliche Empfinden schulen.
Eine physikalische Therapie hält Bäder, Packungen und Massagen bereit, welche den Patienten entspannen und entlasten. Sie erlernen Entspannungsverfahren und sich gezielt wahrzunehmen. Hierfür eignen sich ebenfalls spezielle Wahrnehmungstrainings und heilpädagogische Übungen wie bspw. Reiten. Selbstredend verständigen sich hierbei alle Therapeuten mit den Patienten auf der Gebärdensprache.
Psychologen bieten Einzel- und auch Gruppengespräche an, welche ebenfalls in Gebärdensprache abgehalten werden. Sozialberater geben dem Patienten die Möglichkeit sich mit seinem Alltag und dessen Problemen auseinander zu setzen sowie Problemlösungen und neue Möglichkeiten zu erarbeiten. Hierbei werden häufig Themen wie Isolation und auch Mobbing angesprochen, Kommunikation und Beziehungen zu hörenden Mitmenschen.
In Vorträgen auf Gebärdensprache werden Thematiken verarbeitet und in Diskussionsrunden verarbeitet. Hier werden auch „Tabu-Themen“ in der hörenden Gesellschaft im Umgang mit Gehörlosen angesprochen und Lösungen gemeinsam herausgearbeitet. Die Vorträge werden gezielt auf Gehörlose ausgerichtet und visuell unterlegt.
Kirchliche Einrichtungen und ortsansässige Vereine bieten eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten an. Hierfür eignen sich besonders verschiedene Sportangeboten wie Wandern oder Kegeln und gesellschaftliche Events wie z. B. gastronomische Abendveranstaltungen. Einzelne Kurorte halten Kinos und Theater speziell für Gehörlose und Schwerhörige bereit, wobei speziell mit Untertiteln oder Übertragungsanlagen gearbeitet wird. Zudem werden in den meisten Kliniken Ausflüge und Lichtbildvorträge zu verschiedenen interessanten Themen angeboten.
Gerade der Umgang in entspannter Atmosphäre mit anderen Gehörlosen entlastet die Patienten, welche hier fernab vom stressigen Alltag zur Ruhe kommen.
In kleineren Gruppen oder auch in therapeutischen Gesprächen finden die gehörlosen Patienten Zugang zu ihren Fähigkeiten und Interessen, welche sie hier ausbauen und erweitern können. Dadurch, dass die Patienten während der Kur die Zeit haben sich mit ihren Hobbys und Bedürfnissen zu beschäftigen, wird auch ihre Eigenständigkeit und ihr Selbstbewusstsein gezielt geschult. Dieses ist maßgeblich und unabdingbar für die erfolgreiche Wiedereingliederung in den Alltag.
Training für den Wiedereinstieg in den Alltag
In speziellen Kursen und Gesprächsrunden führen die Gehörlosen Gespräche über ihre Probleme und Ängste im Alltag. Hier werden die vorhandenen Barrieren angesprochen, welche es zu bewältigen gilt.
Eigene Kursleiter für Problembewältigungen im Alltag stehen mit Rat und Tat zur Seite und vermitteln Lösungsstrategien im Umgang mit kritischen Situationen. Besonderen Wert legen die Therapeuten hier auf einen selbstbewussten Umgang mit der Gehörlosigkeit im hörenden Alltag und den Verständigungsmöglichkeiten der Hörenden, welche die Gebärdensprache nicht beherrschen.
Auch der Umgang mit technischen Hilfsmitteln und Alltagsgegenständen wird geübt, es werden Wege aufgezeichnet sich verständig zu machen und somit seinen Alltag möglichst barrierenfrei zu bewältigen. In Absehseminaren wird zum Beispiel das Lippenlesen geschult, welches die Verständigungsmöglichkeiten erweitert und die Kommunikation zu Hörenden wesentlich erleichtert.
Zusätzlich wird oft auch die Affinität zu Literatur und der Schriftsprache geschult. In Kursen wird das Deutsch verbessert und der schriftliche Sprachgebrauch geübt. Die schriftliche Ausdrucksfähigkeit wird erweitert, was dem Gehörlosen neue Möglichkeiten und Chancen in der Berufs- und Bildungswelt ermöglicht.