Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Schlafstörungen bei Kindern
Gerade Kinder leiden häufig unter Schlafstörungen. Ursachen hierfür sind neben körperlichen Beeinträchtigungen vor allem psychische Belastungen durch z. B. Ängste oder auch die falsche Erziehung und Verhaltensweise der Eltern.
Inhalt
Das Einschlafverhalten der Kinder hat sich im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung stark verändert. So haben neue Medien und deren Konsum einen maßgeblichen Einfluss auf den Alltag der Kinder sowie den ihrer Eltern. Auch die Tendenz zu immer kleineren Familien und die Zunahme der alleinerziehenden Eltern nehmen starken Einfluss auf das soziale Netz und deren Auswirkungen für die Kinder.
Bei den Schlafstörungen unterteilt man in Parasomnien und Dyssomnien. Parasomnien stellen Schlafstörungen dar, welche durch abnormale Ereignisse im Schlaf hervorgerufen werden. Hierbei handelt es sich zumeist um Angstträume, Schlafwandeln oder auch Pavor nocturnus (Nachtangst). Bei Dyssomnien ist die Qualität und die Dauer des Schlafes beeinträchtigt, welches meist durch Hypersomnien, Insomnien und Störung des Schlaf-Wach-Rhytmus bedingt ist. Letztendlich unterscheidet man jedoch mehr al 88 verschiedene Schlafstörungen.
Soziale Ursachen
Umgebungsbedingt: Nächtlicher Straßenlärm, hellhörige Wohnungen, kein eigenes Zimmer oder auch unruhige Geschwister können zu umgebungsbedingten Schlafstörungen führen. Oft reicht hierbei schon das Schlafen in einem eigenen Zimmer ohne Störgeräusche durch die Geschwister um die Schlafstörung zu beheben.
Organisch bedingte Ursachen
Asthma: Dadurch, dass der Hustenreiz im Liegen ausgeprägter ist, leiden viele Asthma bronchiale Patienten bereits im Kindesalter unter Schlafstörungen. So klagen auch mehr als die Hälfte der erwachsenen Asthma bronchiale Erkrankten über ein zwanghaftes nächtliches Husten und dem damit verbundenen Erwachen.
Obstruktives Schlafapnoe Syndrom: Kinder mit behinderter Nasenatmung, häufig bedingt durch Adenoide, leiden oft unter Schlafstörungen. Auch Infekte der oberen Luftwege stören den Schlaf des Kindes und können auf Dauer zu Entwicklungs- und Verhaltensstörungen führen.
Erziehungsbedingte Ursachen
Fehlende Rituale: Durch Rituale erleichtert man dem Kind den Einschlafprozess. Fehlen diese Rituale, kann das Kind sich schlecht auf das Einschlafen vorbereiten und leidet dadurch unter Schlafstörungen. Häufig ist diese Ursache der Insomnia durch die Trennungsangst der Mutter vom Kind bedingt.
Mangelnde Grenzsetzung: Kann die Bezugsperson sich nicht ausreichend durchsetzen, so werden regelmäßige Machtkämpfe um das zu Bett gehen ausgetragen. Oft ist die mangelhafte Grenzsetzung mit Problemen der Eltern verbunden, welche durch diese Machtkämpfe bewältigt werden sollen.
Nächtliches Essen und Trinken: Hierbei versucht man die physiologischen Schlafunterbrechungen des Säuglings aufrecht zu erhalten, indem man ihm Nahrung zuführt.
Anpassungsbedingte Ursachen
Alpträume: Das Kind wacht wiederholt auf und erinnert sich jeweils sehr genau an die beängstigenden Trauminhalte, welche nicht selten die Bedrohung des Lebens beinhalten. Nach dem Erwachen können sich die Kinder aber meist schnell wieder orientieren. Rund dreizig Prozent der Drei- bis Zehnjährigen leiden unter Schlafstörungen bedingt durch Alpträume.
Psychoreaktiv: Die häufigsten Gründe für Schlafstörungen bei Kindern (und auch Erwachsenen) sind psychoreaktiv. So stellen viele verschiedene Situationen eine starke Belastung dar, welche sich auf das Schlafverhalten auswirken. So sind mehr als 30% der Kinder mit Schlafstörungen von psychischen Störungen, welche sich auf das Schlafverhalten niederschlagen, betroffen. Als Beispiel haben viele Kinder große Angst vor Konsultationen beim Kinderarzt und entwickeln daraufhin Schlafstörungen.
Trennungsangst und Angststörungen: Gerade Trennungsangst kann das Schlafverhalten beeinflussen. Die meisten Erwachsenen, welche heute unter Schlafstörungen leiden, litten als Kind unter starken Trennungsängsten.
Pavor nocturnus: Bei Pavor nocturnus wachen die Kinder plötzlich und mit einem Panikschrei auf. Hierbei leiden die Kinder unter großer Angst bis hin zur Panik, wobei sie zunächst kaum zu beruhigen sind.
Affektive Störungen wie Depressionen und Dysthymie: Liegen bei Kindern affektive Störungen wie Depressionen oder Dysthymie vor, so ziehen diese zu mehr als siebzig Prozent Schlafstörungen nach sich.
Behandlung von Schlafstörungen durch spezielle Rehabilitationsmaßnahmen
Um die Schlafstörung erfolgreich und vorallem dauerhaft behandeln zu können, muss der Patient zunächst genau untersucht werden.
Hierfür wird neben der körperlichen Untersuchung auch eine detaillierte biografische Anamnese nach dem bio-psycho-sozialen Modell durchgeführt. Ferner kann ein Schlafprotokoll erstellt werden, welches dienlich zur Eingrenzung und Quantifizierung der Schlafstörung ist.
Das Kind wird in verschiedenen Alltagssituationen sowie in verschiedenen therapeutischen Sitzungen beobachtet, was letztendlich erst eine diagnostische Einordnung erlaubt. So werden Situationen geschaffen, welche eine gezielte Beobachtung erlauben, wie zum Beispiel in Spieltherapien oder bei Entspannungsverfahren. Hierfür werden Situationen mit Anwesenheit der Eltern oder auch in Gruppen sowie Einzelsituationen begutachtet.
Wird eine organisch bedingte Schlafstörung diagnostiziert, so wird zunächst die Grunderkrankung behandelt. Hierfür steht in den Rehabilitationszentren eine umfassende medizinische Betreuung zur Verfügung, welche durch eine gezielte Therapie eine anhaltende Genesung anstrebt.
Ist die Schlafstörung psychisch oder sozial bedingt, so wird die Therapie in verschiedene therapeutische Maßnahmen unterteilt. So wird zunächst das Familiengespräch gesucht. Hierbei kann nun auf die Faktoren eingegangen werden, welche eine erziehungs- oder anpassungsbedingte Schlafstörung hervorrufen. Im Familiengespräch werden auch psychoreaktiven Faktoren wie eine konfliktträchtigen Partnerschaft der Eltern angesprochen und therapeutisch mit eingebunden.
Durch eine heilpädagogische Förderung werden die Erziehungsaspekte in der Mutter-Vater-Kind-Interaktion beobachtet. Hier werden in Spieltherapien Erziehungsmuster und -stile beobachtet und in Anleitung des Therapeuten durch eine Videoaufzeichnung gemeinsam ausgewertet. Dieser kann nun Hilfestellung bieten und verschiedene Erziehungsbereiche wie Konfliktbewältigung oder Durchsetzungsfähigkeit ansprechen. Oft erkennen die Eltern erst durch die Videoaufzeichnung ihr Fehlverhalten und können nun an der Vermeidung von oftmals nicht wahrgenommenen widersprüchlichen Botschaften an das Kind arbeiten.
Durch spezielle therapeutische Maßnahmen wie verschiedenen Entspannungsverfahren lernen die Kinder in kleinen Gruppen sich gezielt zu entspannen und so zu einem geregelten Schlaf zu finden. Dadurch, dass die Kinder lernen sich tiefgründig zu entspannen, kann es am ende selber zu einem eigens instruierten Schlaf finden. Gezielte Bewegungstherapien fördern die Besserung des belasteten Verhältnis zwischen dem Kind und seinen Eltern und fördert damit deren positive Interaktion.
Durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen wird das unerwünschte Verhalten Schritt für Schritt in ein erwünschtes Verhalten verändert. Unter Aufsicht von Therapeuten werden Rituale zielgerichtet eingeführt, welches meist schon nach kurzer Zeit das geschädigte Verhältnis zwischen Eltern und Kind verbessert.
So werden vor dem zu Bett gehen bestimmte Reihenfolgen an Aktionen eingeführt, welche das Kind automatisch auf den Schlafprozess vorbereiten. Diese Routine erlaubt dem Kind letztendlich einen eigenen Eingriff in den Schlafprozess durch das eigene Herbeiführen der Rituale, welches letztendlich seine Selbstbestimmung fördert.
Um den Erfolg der Therapie durch die Spezialkur zu festigen, muss das neu erlernte Verhalten in den Alltag integriert werden. So müssen die Rituale stetig fortgeführt und die positiven Veränderungen beibehalten werden.
Häufig wird im Anschluss an die Therapie eine katamnestische Nachbefragung durchgeführt. So wird sechs Wochen nach Kur-Abschluss der Erfolg noch einmal überprüft.
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