Rehabilitationsmöglichkeiten bei medizinisch nicht erklärbaren Körpersymptomen
Grundsätzlich spricht man bei somatoformen Störungen von medizinisch nicht erklärbaren Körpersymptomen, welche auf einzelne Organe, aber auch ganze Organsysteme zutreffen können. So kann sich Symptomatik ebenfalls schnell verändern und in verschiedenen Zeitabständen auch andere Organe bzw. Organsysteme betreffen.
Somatoforme Störungen drücken sich jedoch in nicht nur durch körperliche Symptome aus. So leidet ein Großteil der Patienten neben den körperlichen Symptomen auch an seelischen Störungen wie Depressionen, posttraumatische Belastungs- oder Angststörungen. Symptome für eine somatoforme Störung können sein: Brustschmerzen, Atemlosigkeit und Palpitationen, Veränderung der Haut durch Flecken oder Farbe, Sensibilitätsstörungen, Schmerzen beim Wasserlassen, Ausfluss oder Schmerzen im Genitalbereich, Übelkeit, Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen und Erbrechen.
Dadurch, dass die Ursachen für die körperlichen Symptome im Seelischen liegen, werden häufig falsche oder auch gar keine Diagnosen gestellt. Diese fehlenden Diagnosen bereiten den Betroffenen große Sorgen und belasten sie stark, weshalb sie häufig in kurzen Abständen den behandelnden Arzt wechseln, in der Hoffnung eine Diagnose zu erhalten. Die Sorgen aufgrund der für sie nicht erklärbaren Körpersymptome und die dadurch entstandene Hilflosigkeit führen oft zu weiteren somatoformen Symptomen, welcher den psychischen Teufelskreis stetig fördern.
Dadurch, dass die Patienten ständig und bei immer wieder wechselnden Ärzten auf eine fundierte Diagnostik hoffen, setzen sie nicht nur sich, sondern auch den behandelnden Arzt unter Handlungsdruck. Sie zerschlagen sich letztendlich jedes mal selber die Hoffnung auf Erfolg, wodurch die Ärzte sie an weitere Spezialisten verweisen und diesen Kreislauf fortführen. So gelten von somatoformen Störungen Betroffene grundsätzlich als schwierige Patienten, zu welchen sie sich verständlicher Weise zwangsläufig auch entwickeln.
Mit der Bemühung die Patienten an psychologisch orientierte Kollegen zu vermitteln, treffen die meisten Ärzte auf starken Widerstand der Patienten. Sie fühlen sich in ihren körperlichen Leiden nicht ernstgenommen und verweigern sogar häufig eine psychologische Weiterbehandlung. Erst wenn der Patient sich auf eine multimodale Rehabilitation einlässt, kann eine Spezialkur mit ihrem Konzept auch greifen. So steht im Vordergrund einer speziellen Kur, die seelischen Gründe für die Symptome herauszufinden und zu therapieren, jedoch ohne die Bedeutung der körperlichen Auswirkungen für den Patienten zu verkennen.
Symptomatik behandeln durch Spezialtherapie
Das Ziel der stationären Spezialtherapie für Patienten mit somatoformen Störungen ist es, die Symptomatik unter Berücksichtigung der psychischen Beeinträchtigungen zu rehabilitieren. Wichtig ist es hierbei, die oft langjährige Vorgeschichte genau zu analysieren. Durch eine ausführliche Anamnese wird nicht nur die bisherige Diagnostik und bereits absolvierte Therapie untersucht, so werden auch Informationen über die therapeutischen Gesichtspunkte der Biographie untersucht und festgehalten.
In ausführlichen Gesprächen mit dem Patienten werden auch die Betrachtungswinkel und von ihm vermuteten Ursachen betrachtet. Die Selbsteinschätzung und Erklärungsansätze des Patienten geben Hinweise auf eigens entwickelte Krankheitsmodelle, welche ausschlaggebend für eine weitere psychologische Diagnostik sind.
Durch Gespräche über die persönliche Einstellung im Umgang mit den Symptomen, den vorhandenen Lebenseinschränkungen und den bisherigen Bewältigungsversuchen geben Aufschluss über Motivation des Patienten. Häufig wünschen sich die Patienten schlichtweg mit die Befreiung von den Symptomen, haben jedoch keine Erklärung für ihre Beeinträchtigungen. So besprechen Patient und Therapeut körperliche und emotionale Zusmmenhänge, welches den Patienten anleitet den Einfluss seiner mentalen und emotionalen Faktoren kennen zu lernen.
Erst wenn er sich mit den psychologischen Faktoren und dem grundsätzlichen Modell der somatoformen Störung auseinandersetzen, können Patient und Therapeut mit den selben Zielen weiterarbeiten. In Anlehnung an die entstandene Einschätzung des Therapeuten kann eine Psychotherapie nun zunächst vorbereitet oder auch direkt eingeleitet werden. Das so in den Eingangsgesprächen erarbeitete Motivationsbild und die festgelegten Therapieziele bilden nun die Basis für eine erfolgreiche therapeutische Zusammenarbeit.
Um den Teufelskreis aus seelischer Belastung und körperlicher Symptomatik zu durchbrechen, werden in einer Spezialtherapie zunächst verschiedene Methoden zur Entspannung erlernt. Ebenso wie das sich Aneignen von Bewältigungsstrategien (sog. „Coping-Strategien“), erlernen die Patienten durch unterschiedliche Therapieformen wie die Atem- oder auch Körpertherapie ihren eigenen Körper mit seinen Reaktionen auf Emotionen kennen. Wichtig hierbei ist das starke Bedürfnis der Patienten nach Rückversicherung in Bezug auf ihre Symptomatik. Um ein stetiges Selbstvertrauen und eine gesunde Selbsteinschätzung zu gelangen arbeiten Patient und Therapeut eng zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Strategien, um ihr Schonverhalten im Umgang mit der Symptomatik abzubauen. In Kombination mit einer Gruppentherapie trinieren die Patienten so ihre sozialen Kompetenzen und nehmen Abstand von der Bedeutung der Symptome für ihren Alltag.
Durch diese erlangte neue Belastbarkeit und ein neu entwickeltes Selbstbewusstsein bedingt durch ein verbessertes Körpergefühl können nun der Patient und der Therapeut ein Konzept für die Alltagsbewältigung erarbeiten. Hierbei konzentrieren sie sich auf das antrainieren eine besseren Belastbarkeit in Beruf und Familie. Durch das gezielte Bewältigen der kritischen Alltagssituationen reduziert das Risiko zukünftiger Rückfälle bzw. des krankheitsfördernden Verhaltens.