Heilung mit Hilfe von Tieren
Seit Beginn der menschlichen Zivilisation leben Menschen und Tiere im engen Kontakt miteinander. Jedoch ist nicht nur die praktische Aufgabe der Tiere wie Lastenpferd, Katzen für die Mäusejagd oder Hütehund ein Grund, für das stetige Zusammenleben. So tut uns der Kontakt und die Bindung zu einem Tier körperlich sowie seelisch gut.
Menschen mit Haustieren leben gesünder. Sie sind ausgeglichener, fröhlicher und neigen seltener zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Tiere senken den Blutdruck und lösen psychische Blockaden, sie steigern das gesamte Wohlbefinden und geben seelischen Halt. Aus diesen Gründen werden seit langer Zeit schon Tiere zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. So gründete William Tuke bereits 1792 eine englische Anstalt für geistig behinderte Menschen, welche mit Hilfe von Tieren therapiert wurden. Hier kamen Tiere wie verschiedenes Geflügel und Kaninchen zum Einsatz, sie konnten berührt und so gezielt mit ihnen gearbeitet werden. Aber auch in Deutschland wurden schon im 19. Jahrhundert Tiere zur Therapie von Epileptikern eingesetzt, wobei die besonders beruhigende und lösende Wirkung von den Tieren zu heilungszwecken genutzt wurde.
Heute werden Tiere wie Hunde, Pferde, Delfine aber auch Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen zu Therapiezwecken eingesetzt. Seit Anfang der 60er Jahre wird die therapeutische Wirkungen der Tiere auch wissenschaftlich untersucht und konnte bislang in verschiedenen Studien eindeutig nachgewisen werden. Tiergestützte Therapieformen gibt es in den Bereichen der Ergotherapie, Psychotherapie, Physiotherapie, Logopädie sowie in der allgemeinen (Psycho-)Diagnostik.
Tiere die zur Therapie eingesetzt werden müssen lange, intensiv und von Geburt an ausgebildet werden. Die Tiere müssen in ihrem Wesen gutmütig, lernfähig und kontaktwillig sein, um im engen körperlichen Kontakt mit dem Menschen gezielt agieren zu können. Hierfür wird viel Wert auf spezielle Arten und Rassen gelegt. Nicht jeder Hund zum Beispiel besitzt die Fähigkeiten und Konzentration um therapeutisch mit einem Menschen arbeiten zu können. Tiere die zur Therapie eingesetzt werden dürfen nicht erschrecken, wenn ein Kind plötzlich zu schreien beginnt oder ein erwachsener Mensch unkontrolliert die Gliedmaßen bewegt.
Durch die physiologische Wirkung der Tiere auf den Menschen werden vorallem Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindert oder therapiert. Eine Studie aus dem Jahre 2000 besagt beispielsweise, dass bedeutend mehr Personen mit Haustieren einen vorangegangenen Herzinfarkt überlebten, als Personen ohne jeglichen Kontakt zu Tieren. Grundsätzlich leiden Personen mit Haustieren deutlich seltener unter ernsten Erkrankungen und nehmen weniger häufig ärztliche Hilfe in Anspruch. Eine physiologische Wirkung kann aber auch schon bei einem befristeten Kontakt zu einem Tier erlangt werden. So senkt bereits der kurze Umgang mit einem fremden Tier oder das Betrachten eines Aquariums den Blutdruck, vermindert Stress und trägt so maßgeblich zu einem insgesamt besseren Wohlbefinden bei.
Besonders die psychische Wirkung der Tiere ist häufig ausschlaggebend für eine erfolgreiche Therapie. Ihre Wirkung auf den Menschen ist erstaunlich intensiv, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Tiere den Menschen nicht nach unseren gesellschaftlichen Maßstäben bewerten. Tiere zeigen ihre Zuwendung unabhängig von äußeren Faktoren oder Intelligenz, sie spüren das menschliche Innenleben und akzeptieren den Menschen in seinem Wesen so wie er ist. Durch diese Akzeptanz erreicht ein Tier auch einen schwer zugänglichen Menschen und gibt ihm das Gefühl verstanden zu sein. Dieses positive Gefühl von Gemeinsamkeit und die Bindung zum Tier kann Depressionen entgegenwirken und das Bewusstesein für die Umwelt schärfen.
Vorallem in der Psychotherapie werden Tiere eingesetzt, damit der Patient sich öffnet und besser zugänglicher wird. Erst wenn er sich auf eine Bindung zum Tier einlässt, kann er sich für zwischenmenschliche Beziehungen öffnen. Vorallem Patienten mit einer sozialen Phobie, Autismus, ADHS und Ess-Störungen profitieren von einer tiergestützten Therapie. In einer Hundetherapie zum Beispiel überwinden sie durch den Hund die Barrieren zum Therapeuten. Dadurch, dass sie sich dem Tier in ihrer Gefühlswelt leichter öffnen, kann der Therapeut Schlüsse aus ihrem Verhalten ziehen.
Gerade auch älteren und verwitweten Menschen geben Tiere ein positives Lebensgefühl. Die Tiere nehmen hier die wohltuende Funktion eines Partners ein, welcher den Tagesablauf aktiv mitbestimmt. Dadurch, dass die Tiere versorgt und gepflegt werden müssen, sind bislang zurückgezogene Menschen automatisch aktiver und zugänglicher. Ein Hund zum Beispiel fordert Spaziergänge, welche den Menschen Bewegung verschafft und soziale Kontakte begünstigt.
Menschen mit Tieren kommen dank deren sozialen Wirkung leichter mit anderen Menschen ins Gespräch. Ein Tier bietet immer ein Gesprächsthema, unabhängig von gesellschaftlichen Barrieren. Dadurch, dass die Blockaden zwischen dem Menschen und seiner Umwelt durch das Tier verschwinden, kann er leichter soziale Beziehungen eingehen und damit sein Gefühlsleben bereichern. Diese therapeutische Wirkung hilf den Betroffenen, sich besser in ihrem Alltag und ihrer Umwelt zurechzufinden und insgesamt mehr Freude am Leben zu erlangen.
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