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Heutzutage entscheiden sich trotz normalem Schwangerschaftsverlauf immer mehr Frauen für einen Kaiserschnitt (Wunschkaiserschnitt). Je nach Ausgangssituation wird der Kaiserschnitt vor der natürlichen Geburt vorgenommen (primärer Kaiserschnitt) oder während der Geburt (sekundärer Kaiserschnitt).
Der Primäre Kaiserschnitt
Unter dem primären Kaiserschnitt ist eine geplante Operation zu verstehen, wozu auch der Wunschkaiserschnitt zählt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Frauen können sich schon im Vorfeld über den Operationsverlauf informieren und sich in Ruhe darauf einstellen. Außerdem entgehen sie dem Wehenschmerz und den körperlichen Strapazen. Ein bewusstes Miterleben der Geburt ist möglich, da hier ohne Zeitdruck die PDA durchgeführt werden kann. Die Schwangere kann sich aber auch für eine Vollnarkose entscheiden.
Nachteile: Eine Operation ist auch immer mit Risiken für Mutter und dem Baby verbunden. Gerade Frauen, die einen Wunschkaiserschnitt in Erwägung ziehen, sollten dies bei ihrer Entscheidung berücksichtigen. Nicht zu vergessen: Auch die Wundheilung des Schnittes ist schmerzhaft!
Folgende Gründe erfordern den primären Kaiserschnitt:
- Placenta praevia: Vor dem Gebärmutterausgang befindet sich der Mutterkuchen, das Baby kann nicht durch den Geburtsweg austreten
- Die Geburtslage ist falsch (z.B. Beckenendlage, Querlage)
- Bei Mehrlingsgeburten
- Frühgeburten (wenn die Geburt für das Baby zu anstrengend ist)
- Schädel-Becken-Missverhältnis: das mütterliche Becken ist zu eng für das Baby
- Erkrankungen der Mutter: Bluthochdruck, Diabetes, HIV, Herpes-genitales-Infektion
- Schwangerschaftsvergiftung
Der Sekundäre Kaiserschnitt
Der Verlauf einer Geburt ist leider nie vorhersehbar. Während der natürlichen Geburt können plötzlich Komplikationen auftreten, die einen sekundären Kaiserschnitt erfordern. So ist ein Notkaiserschnitt unter Vollnarkose oft unumgänglich, denn Minuten können über den Gesundheitsszustand von Mutter und Kind entscheiden.
Nachteil: Die werdene Mutter kann die Geburt nicht bewusst miterleben.
Gründe für einen sekundären Kaiserschnitt können sein:
- Die Geburt schreitet nicht voran
- Drohende Notsituation für das Baby
- Nabelschnurvorfall (Teile der Nabelschnur gelangen vor dem Baby in die Scheide und werden eingeklemmt)
- Starke Blutungen
Wie wird der Kaiserschnitt vorgenommen?
Die Vorbereitung
Bevor der operative Eingriff durchgeführt werden kann, müssen einige Vorkehrungen getroffen werden. Zunächst wird der Genitalbereich, falls noch nicht erfolgt, rasiert. Ein Anästhesist wird nun die Narkose vorbereiten (Vollnarkose oder PDA). Sobald die Narkose wirkt, wird ein Blasenkatheter gelegt und der Unterbauch wird desinfiziert. Ein grünes Tuch trennt den sterilen vom unsterilen Bereich ab. In einigen Kliniken ist auch die Anwesenheit der werdenen Väter im OP-Raum gestattet, jedoch nur wenn ein geplanter Kaiserschnitt vorgenommen wird.
Der Schnitt
In den meisten Fällen erfolgt ein kleiner Schnitt kurz über der Schambehaarung. Sehr selten und wenn es die Situation erforderlich macht, erfolgt der Schnitt vom Schambeim bis zum Nabel. Für die Öffnung der Bauchdecke, Bauchhöhle und Gebärmutter bedient man sich der Misgav-Ladach-Sectio-Methode, dass heißt der Arzt verwendet für die Öffnung keine Instrumente, sondern seine Finger. Bei Anwendung dieses „sanften Kaiserschnitts“ werden Nerven und Gefäße besser geschont
Sodann wird das Fruchtwasser abgesaugt und das Baby wird aus dem Bauch geholt. Dieser Vorgang dauert nur wenige Minuten. Das Ärzteteam entfernt anschließend den Mutterkuchen und tastet die Gebärmutter nach eventuellen Resten ab und entfernt diese. Der Schnitt wird vernäht und verbunden.
Risiken für die werdene Mutter
Bei einem Notkaiserschnitt ist das Komplikationsrisiko wesentlich höher als bei einem geplanten Kaiserschnitt. Aber ganz gleich welche Form des Kaiserschnittes durchgeführt wurde, letztlich ist eine Operation immer mit Risiken für Mutter und Kind verbunden. So besteht die Gefahr, dass sich die Schnittwunde nach dem Eingriff entzündet, obwohl die Schwangere bereits während der OP vorbeugend Antibiotika erhält. Auch Wundheiltungsstörungen können auftreten. Des Weiteren kann es zum Eileiter- oder Darmverschluss kommen, auch Verletzungen an Darm, Blase und Blutgefäßen sind nicht ausgeschlossen. Nach der OP steigt durch die mehrtätige Bettruhe das Risiko einer Thrombosebildung. Daher werden täglich Thromboseprophylaxe gespritzt.
Bei nachfolgenden Schwangerschaften kann es zu Problemen kommen, da die Gebärmutter durch den Eingriff schließlich „verletzt“ wurde. So besteht das Risiko, auch wenn es nur gering ist, einen Gebärmutteriss, eine Plazentastörungen oder sogar eine Frühgeburt zu erleiden.
Risiken für das Baby
Bei einem geplanten Kaiserschnitt wird das Baby häufig 2 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geholt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Lungen noch nicht vollständig ausgereift. Während der natürlichen Geburt tragen die Wehen und der Geburtskanal dazu bei, dass das Fruchtwasser aus Babys Lungen gepresst wird. Nur so kann sich die Lunge anschließend bei Austritt mit Sauerstoff füllen. Kaiserschnitt-Babys werden auf diese Situation nicht vorbereitet, so dass sie nach der Entbindung oft nicht selbständig atmen können bzw. unter Atemproblemen leiden. Folglich müssen sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden und erhalten zusätzlich Medikamente, die die Lungenreifung fördern. Kleine Schnitt- oder auch Schürfwunden während des Eingriffes sind nicht ausgeschlossen.
Nach dem Kaiserschnitt
Die ersten Tage nach der Kaiserschnitt schmerzt natürlich die Wunde, die aber meistens unproblematisch verheilt. Die frisch gebackene Mutter sollte sich nicht scheuen, bei zu starken Schmerzen das Krankenhauspersonal um Schmerzmittel zu bitten. Trotz des Eintriffes ist das Aufstehen nach der Geburt unumgänglich. Es ist ratsam, sich von der Krankenschwester oder dem Pfleger dabei helfen zu lassen, denn der Kreislauf ist nach der OP noch nicht völlig stabilisiert und wer möchte schon einen Sturz riskieren? Mit kleinen Schritten wird der Kreislauf in Schwung gebracht und der Blutrückfluss in die Beine wird angekurbelt. Die Gefahr einer Thromboseentstehung wird somit vorgebeugt. Absolute Schonung und Ruhe in den nächsten Tagen hat oberste Priorität. Bevor es mit dem Familiennachwuchs nach Hause geht, werden noch die Fäden gezogen.
Einmal Kaiserschnitt immer Kaisernschnitt?
Ein Kaiserschnitt bedeutet nicht, dass das nächste Kind ebenfalls auf diesem Weg geboren werden muss. Auch wenn bei einem Baby ein Notkaiserschnitt erforderlich war, kann die nächste Schwangerschaft und Geburt ganz anders verlaufen. Eine natürliche Geburt ist auch nach einem Kaiserschnitt möglich. Es besteht nur ein sehr geringes Riskio, dass z.B. ein Gebärmutterriss eintritt.
Zweiter Kaiserschnitt
Hat sich eine Frau bewusst für einen Kaiserschnitt entschieden hat, kann sie problemlos auch weitere Kinder über diesen Weg gebären.