Wenn der Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht, ist das oft eine große Belastungsprobe für die Partnerschaft.
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Nachfolgend können Sie lesen, welche Ursachen für die Kinderlosigkeit verantwortlich sind, welche Behandlungsmöglichkeiten angewandt werden können, mit welchen Risiken und Kosten diese verbunden sind und wie groß die Aussichten auf eine erfolgreiche Schwangerschaft sind.
Im folgenden beschreiben wir mögliche Ursachen der Kinderlosigkeit bei Frauen. Unseren Artikel zur Ursachen beim Mann finden Sie hier.
Hypothalamus und Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
Bei dem Menstruationszyklus der Frau spielen Hormone eine ganz entscheidene Rolle. Dabei besteht ein Wechselspiel bei der Hormonproduktion im Gehirn und im Eierstock. Kinderlosigkeit ist die Folge, wenn eine Hormonstörung vorliegt. Deshalb nun ein kurzer Exkurs in unser Gehirn:
Das wichtigste Steuersystem des vegetativen Nervensystems ist der Hypothalamus. An diesem hängt tropfenartig die Hypophyse (auch Hirnanhangsdrüse genannt). Beide Organe bedingen sich gegenseitig in ihrer Funktion. Der Hypothalamus veranlasst, Hormone (GnRH) in die Hypophyse auszuschütten. Diese Hormone wiederum veranlassen die Hypophyse, die Hormone FSH ( folikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) zu produzieren. Für die Tätigkeit der Eierstöcke sind diese beiden Hormone äußerst wichtig, da diese die Eierstöcke anregen das Hormon Östrogen zu produzieren, welches für die Eireifung, den Eisprung und die Gelbkörperbildung benötigt wird.
Eine mögliche Ursache der Unfruchtbarkeit kann daraus resultieren, dass die Produktion und Abgabe von FSH und LH in der Hypophyse gestört ist. Liegt diese Störung vor, kann diese wiederum die Ausschüttung und Bildung von Östrogen und Progesteron im Eierstock negativ beeinflussen.
Die Hyperandrogenämie
Zu den Hormonstörungen zählt die Hyperandrogenämie. Die Eierstöcke schütten übermäßig viele männliche Geschlechtshormone (Androgene) aus. Dieses Überangebot verstärkt dann die Ausschüttung von LH und FSH, wodurch eine Reifestörung des Follikels ausgelöst werden kann. Unter Umständen kann es passieren, dass das Follikel ganz verschlossen wird und somit kein Eisprung mehr stattfinden kann.
Androgene werden aber nicht nur in den Eiestöcken gebildet. Auch Eierstocktumore oder die Nebennierenrinde können als Ur-sprungsquelle für die Überproduktion in Frage kommen. Das „Zuviel“ an Androgenen äußert sich durch vermehrten Haarwuchs sowie durch Akne.
Nicht selten ist das Übergewicht bei Frauen schuld an der Unfruchtbarkeit. Im Fettgewebe werden nämlich nicht nur Östrogene, sondern auch Androgene gebildet. Gerade bei übergewichtigen Frauen tritt eine verstärkte Androgenbildung auf.
Die Gelbkörperschwäche (Lutealinsuffizienz)
Nach dem Eisprung bildet sich aus dem Eibläschen (Follikel) der Gelbkörper. Er bildet verstärkt die Hormone Progesteron und Östrogen. Das Hormon Progesteron bereitet die Gebärmutter auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vor, in dem die Gebärmutterschleimhaut „aufbaut“. Liegt eine Gelbkörperschwäche vor, wird zu wenig Progesteron gebildet. Die Gebärmutterschleimhaut ist unterversorgt und kann das befruchtet Ei nicht „halten“. Der Körper stößt die Eizelle ab, was sich durch prämenstruelle Schmierblutungen äußert.
Hyperprolaktinämie
Eine weitere Hormonstörung bezeichnet die Hyperprolaktinämie. Hier liegt eine krankhafte Erhöhung des Hormons Prolaktin im Blut vor. Das Hormon Prolakterin wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet, welches normalerweise die Milchproduktion in der Stillzeit regelt. Aber auch körperliche und seelischer Stress sowie Medikamente können den Anstieg von Prolakterin verursachen. Ein Überschuss von Prolaktin stört den Hypothalamus bei der Bildung des Hormons GnRH und beeinflusst somit Produktion von FSH und LH in der Hypophyse, die für die Eierstocktätigkeit wichtig sind. Der Zyklus der Frauen wird dadurch unregelmäßig oder die Eireifung bleibt ganz aus.
Die Schilddrüse
Auch die Schilddrüsenhormone haben Einfluss auf die Fruchtbarkeit einer Frau, denn eine Über- oder Unterproduktion (Hyperthyreose) der Schilddrüsenhormone können sich auf den Zyklus auswirken. Jedoch wird die Schilddrüsenüberfunktion bei Unfruchtbarkeit seltener diagnostiziert als die Schilddrüsenunterfunkion. In beiden Fällen kann es zum Ausbleiben der Menstruation führen. Besonders die Schilddrüsenunterfunktion kann für die Unfruchtbarkeit verantwortlich sein, denn mit ihr geht häufig die Überproduktion des Hormons Prolaktin einher. Dieser Überschuss kann die Eireifung stören.
Der Gebärmutterhals
Während des Menstruationszyklus wird durch Hormone die Zusammensetzung des Schleimes im Gebärmutterhals (Zervix) verändert. Kurz vor dem Eisprung, wenn der Östrogenspiegel steigt, wird er spinnbar, klar und durchlässig. Die männlichen Samenzellen gelangen somit besser zur Eizelle. Dieser Zervixschleim kann aber durch verschiedene Einflüsse in seiner Beschaffenheit und Zusammensetzung gestört sein, so dass es den Spermien nicht möglich ist, die Eizelle rechtzeitig zu erreichen. Eine Befruchtung der Eizelle ist somit unmöglich. Auslöser dafür können hormonelle Störungen sein. Wird zu wenig Östrogen produziert, kann sich das auf die Zusammensetzung des Zervixschleims auswirken.
Sehr selten bilden Frauen IgA-Antikörper gegen die männlichen Samenzellen. Diese Antikörper befinden sich auch im Zervixschleim und können somit die Samenzellen an ein Weiterkommen hindern.
Zudem können ebenfalls chronische Entzündungen des Gebärmutterhalses, die durch verschiedenen Bakterien verursacht werden, für die Unfruchtbarkeit verantwortlich sein.
Die Gebärmutter
Die Gebärmutter muss auf die Einnistung des befruchteten Ei´s vorbereitet sein. Eine erfolglose Einnistung kann sowohl auf die Gebärmutterschleimhaut als auch durch die Muskelatur der Gebärmutterwand zurückzuführen sein.
Eine Beeinträchtigung der Gebärmutterschleimhaut kann beispielsweise hormonelle Ursachen haben. So ist das Hormon Progesteron erforderlich, um die Gebärmutterschleimhaut optimal auf die Einnistung es Ei´s vorzubereiten. Es trägt die Verantwortung dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird. Liegt eine Hormonstörung vor, kann es sein, dass die Gebärmutter nicht zur richtigen Zeit auf eine Einnistung vorbereitet ist.
Aber auch Durchblutungsstörungen können den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beeinträchtigen. Ausgelöst werden diese durch sogenannte Myome, das sind gutartige Muskelgeschwülste, die an der Wand oder in der Schleimhaut der Gebärmutter auftreten.
Es kann aber auch eine Fehlbildung der Gebärmutter vorliegen, die eine Austragung eines Kindes nicht zulässt. Auch Vernarbungen im Bereich der Gebärmutter, die durch Infektionen oder Ausschabungen zustande gekommen sind, können für Unfruchtbarkeit verantwortlich sein.
Der Eileiter
Die Befruchtung der Eizelle findet im Eileiter statt. Über den Eileiter wandert das befruchtete Ei in die Gebärmutter. Dieser „Transportkanal“ kann aber beeinträchtigt sein. Zu Unfruchtbarkeit kann es kommen, wenn:
- eine Eileiterentzündung vorliegt
- Verwachsungen des Eileiters mit dem umliegenden Gewebe vorliegen
- Verschlüsse und narbige Veränderungen in der Wand des Eilters auftreten (durch Endometriose)
- sich Verklebungen bilden nach einer Bauchoperation
Nicht selten verursachen Infektionen die Unfruchtbarkeit. Ausgelöst werden diese durch Chlamydien (eine Bakteriengruppe) oder aber durch Geschlechtskrankheiten wie Syphilis/Lues und Gonorrhoe. Diese Infektionen können den Eileiter verschließen oder den Transport des Ei´s in die Gebärmutter erschweren.
Endometriose
Der Name dieser Krankheit Endometriose ist abgeleitet von Endometrium. Dieser Begriff bezeichnet in der Medizin die Gebärmutterschleimhaut, die normalerweise nur die Gebärmutterhöhle auskleidet.
Liegt Endometriose vor, so siedelt sich Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter an. Davon kann jede Körperregion betroffen sein, am häufigsten tritt Endometriose in den tieferen Wandschichten der Gebärmutter auf sowie an den Eierstöcken und den Eileitern. Aber auch Harnblase, Bauchfell oder Darm können davon betroffen sein. Eher selten lässt sich das Gewebe in in der Lunge sowie Wirbelsäule feststellen.
Das Endometriosegewebe reagiert wie die Gebärmutterschleimhaut auf den hormonellen Zyklusverlauf. Je nach Hormoneinwirkung kann das Gewebe wachsen und bluten. Es bilden sich größere Zysten und Verwachsungen, oftmals an den Eierstöcken. Diese Zysten und Verwachsungen sind aber meistens gutartiges Gewebe. Äußerst selten (unter 1 %) entwickelt sich das daraus bösartiges Gewebe. Endometriose verursacht das Verkleben der Eileiter, in schweren Fällen treten Verklebungen zwischen Gebärmutter, Eierstöcken, Eileitern, Harnblase und Darm auf.
Oft bleibt die Endometriose unerkannt oder wird nur zufällig entdeckt, weil viele betroffene Frauen keine Beschwerden haben. Und doch zählt die Endometriose zu den häufigsten Ursachen für die Unfruchtbarkeit. Da es sich bei der Endometriose um eine chronische Krankheit handelt, ist diese nicht heilbar und kann immer wieder ausbrechen. Es können lediglich die Beschwerden behandelt werden und somit eine bessere Fruchtbarkeit der Frau erzielt werden. Auch wenn keine Beschwerden mehr spürbar sind, ist eine regelmäßige Kontrolle unerlässlich.