Die Temperaturmethode (Pearl-Index: 0,8 – 10,0) wird auch Basaltemperaturmethode genannt und gehört zu den natürlichen Verhütungsmethoden, welche auf der Grundlage der Beobachtung der Vorgänge im Körper beruhen.
Anwendung
Die Temperaturmethode nutzt die erhöhte Körpertemperatur als Signal für den Eisprung. Dabei werden anhand der morgendlichen Körpertemperatur in erster Linie die unfruchtbaren Tage NACH dem Eisprung bestimmt. Bei dieser strengen Form der Temperaturmethode ist ungeschützter Geschlechtsverkehr nur an ca. 10 Tagen des Zyklus erlaubt. Die Temperaturmethode ist nicht sehr sicher, da die Unsicherheitsfaktoren groß sind. Zur Ermittlung der (un)fruchtbaren Tage wird morgens vor dem Aufstehen jeweils zur gleichen Uhrzeit die Körpertemperatur gemessen und notiert.Nach dem Eisprung steigt die Körpertemperatur der Frau um ca. 0,3-0,5°C an und bleibt bis zum Beginn der nächsten Monatsblutung auf diesem erhöhten Niveau. Ab dem 3. Tag NACH Anstieg der Basaltemperatur bis zum Beginn der Monatsblutung handelt es sich um unfruchtbare Tage. Inzwischen gibt es bereits Mikrocomputer, deren Software die Auswertung der gemessenen Temperaturen vornimmt und direkt die Interpretation von fruchtbaren und nicht fruchtbaren Tagen anzeigt.
Die Chance einer Befruchtung ist kurz vor, während und nach dem Eisprung am höchsten. Der exakte Zeitpunkt des Eisprungs lässt sich mit der Temperaturmethode nicht ermitteln. Erfahrungsgemäß liegt er ein bis zwei Tage vor dem Tag, an dem die Temperatur ansteigt. Da Spermien bis zu drei Tage in der Scheide überlebensfähig sind, berechnet sich die fruchtbare Zeit bereits fünf Tage vor dem Anstieg bis drei Tage danach. Ab dem dritten Tag nach dem vollendeten Temperaturanstieg beginnen dann die unfruchtbaren Tage.
Voraussetzungen
Die Voraussetzungen für die Temperaturmethode sind ein hohes Maß an Disziplin, ein stabiler Monatszyklus und ein regelmäßiger Lebensrhythmus der Frau. Wie auch andere natürliche Verhütungsmethoden ist die Temperaturmethode nicht geeignet für Frauen mit unregelmäßigem Tagesablauf (z.B. Schichtarbeit) oder häufigen Reisen mit Zeitumstellung.
Ablauf
Die Temperaturmethode funktioniert, indem die Frau die Basaltemperatur (oral, vaginal oder rektal) morgens sofort nach dem Aufwachen noch vor dem Aufstehen misst. Die Frau sollte mindestens sechs Stunden durchgehend geschlafen haben. Es ist wichtig, dass die Temperatur immer in der gleichen Körperhöhle gemessen wird. Wenn möglich, sollte man jeden Tag zur gleichen Zeit und mit demselben Thermometer fünf Minuten lang die Temperatur messen. Dann wird die Temperatur notiert und gegebenenfalls in ein Diagramm übertragen. Bleibt sie auf einem hohen Niveau, hat der Eisprung bereits stattgefunden.
Die einfachste Methode, um die Temperaturkurve zu beurteilen, ist die „3 über 6 Regel“, d. h. sowie an drei aufeinander folgenden Tagen die gleiche Temperatur gemessen wurde, die über dem Durchschnitt der sechs vorangegangenen Tagestemperaturen liegt, kann man davon ausgehen, dass der Eisprung stattgefunden hat. Ab dem dritten Tag nach dem Temperaturanstieg sollte die Eizelle nicht mehr befruchtungsfähig sein. Erst wenn man die Temperatur über zwölf Zyklen erfasst hat und die Kurven relativ gleichmäßig verliefen, kann man die „erweiterte“ Temperaturmethode anwenden.
Diese erfasst auch die unfruchtbaren Tage VOR dem Eisprung: Hierbei errechnet man aus den Daten der letzten zwölf Monate den Mittelwert der frühesten Temperaturanstiege (extreme Schwankungen weglassen). Dann kann man vom ersten Tag der Blutung bis zum achten Tag vor diesem ermittelten Wert ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Lag der früheste Temperaturanstieg im letzten Jahr zum Beispiel im Mittel an Tag 15, so erstreckt sich das unfruchtbare Intervall vor dem Eisprung von Tag 1 bis Tag 7. Diese Erweiterung macht die Temperaturmethode im Ganzen betrachtet jedoch unsicherer.
Vorteile
Die Vorteile der Temperaturmethode liegen in der nichtvorhandenen Hormonbelastung des Körpers, d.h. es erfolgt keine künstliche Beeinflussung der Abläufe im Körper. Zudem kann sie nicht nur zur Empfängnisverhütung, sondern auch gezielt bei Kinderwunsch eingesetzt werden.
Nachteile
Die Nachteile äußern sich in der erforderlichen Erfahrung und Disziplin sowie in dem hohen (täglichen) Aufwand der Methode. Zudem funktioniert sie nur bei stabilem Zyklus und regelmäßigem Lebensrhythmus der Frau. An fruchtbaren Tagen sind außerdem zusätzliche Verhütungsmittel erforderlich. Man muss sich exakt an die Messmethode halten, den Temperaturverlauf richtig interpretieren und an den fruchtbaren Tagen entweder auf Sex verzichten oder mit anderen Methoden zusätzlich verhüten.
Letztendlich gibt es noch diverse Faktoren, welche die Körpertemperatur und den Zyklus beeinflussen. Beispiele hierfür sind fiebrige Erkrankungen, Alkoholkonsum am Vorabend (erhöht die Körpertemperatur), Einnahme von Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure und Paracetamol (senken die Körpertemperatur), psychischer Stress, starke Gefühlsschwankungen und wenig Schlaf. Auch der Umstieg auf ein neues Thermometer kann die Messergebnisse verfälschen.