Alkoholprobleme und Drogenprobleme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Mit 13 Jahren probierte Julia das erste Mal Heroin. Sie konnte nicht genug bekommen. Sie geriet in den Kreislauf von Gewalt, Prostitution, Beschaffungskriminalität.
Sven begann mit 16 Jahren zu trinken. Erst jedes Wochenende, dann beinahe täglich. Zehn Jahre seines Jahre verbrachte er im Rausch. Heute besitzt er nichts mehr und lebt auf der Strasse. Tine nahm Drogen. Mit 16 bekam sie erstmals Probleme in der Schule. Ihren Schulabschluss hat sie nicht geschafft und einen Ausbildungsplatz will ihr heute niemand geben. Ihre Zukunft ist ungewiss.
Rauschtrinken, Alkoholexzesse, mal Cannabis rauchen – für viele Jugendliche ist das harmloser Spass. Die möglichen Konsequenzen werden von den Jugendlichen meistens unterschätzt. Häufig kommt es zu Problemen in Schule und Ausbildung, zum Verlust des Führerscheins, zu Problemen mit der Justiz, sei es durch aggressive Handlungen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum oder Problemen durch den Konsum von illegalen Drogen. Viele gleiten unbewusst in eine Abhängigkeit.
Der Realität entfliehen
Die Ursachen für eine Abhängigkeit sind vielschichtig. Es gibt nicht die eine Ursache, vielmehr spielen biologische, psychische und soziale Faktoren eine Rolle. Oft stecken nicht bewältigte Krisen, die schon in der Kindheit lagen, dahinter.
Häufig kommen abhängige Jugendliche aus einem Elternhaus, in dem ein Elternteil selbst Probleme mit Suchtmitteln hatte. Auch sexueller oder psychischer Missbrauch findet sich in der Geschichte von Jugendlichen, die abhängig Suchtmittel konsumieren. Depression, Angst, Hyperaktivität oder andere psychische Probleme können schon bei Kindern auftreten und werden alleine nur schwer bewältigt. Drogen und Alkohol werden benutzt, um Problemen in der Realität zu entfliehen.
Schwieriges Erwachsenwerden
Ängste, Selbstzweifel und Unsicherheiten, die Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsen werden begleiten, können für sie ein großes Problem darstellen. Viele fühlen sich von ihren Eltern unverstanden und haben in dieser Phase extreme Probleme mit ihnen. Sie können oder wollen ihnen ihre Gefühle nicht mitteilen. Andern fehlen gänzlich die Bezugspersonen um sich mitzuteilen und sich Anerkennung und damit Selbstsicherheit zu holen. Nur im Rausch fühlen sich aufgehoben, entspannen sich, können mit Frust umgehen.
Dem Gruppenzwang unterlegen
Jugendliche haben oft die falschen Bezugspersonen. Geraten Jugendliche in eine Gruppe, in der es normal ist, Alkohol und Drogen zu konsumieren, kann der Gruppenzwang für sie der Beginn ihrer Suchtkarriere sein. Denn Jugendliche orientieren sich in der Regel an Gleichaltrigen. Sie wollen sich bei ihnen Anerkennung verdienen, besonders wenn sie zu Hause oder in der Schule keine erhalten. Und sie wollen sich abgrenzen von der Welt der Erwachsenen, gleichzeitig erwachsen wirken und „cool“ sein. Alkohol oder Cannabis erfüllen diese Funktionen scheinbar sehr gut.
Für die meisten Jugendlichen bleibt es bei einer Art „Probierverhalten“, sie hören nach kurzer Zeit wieder auf. Andererseits steigen riskante Konsummuster und Rauschtrinken. Verschiedene Drogen werden gleichzeitig genommen – ohne Rücksicht auf das Risiko, das bei diesem so genannten Mischkonsum bisher kaum abzuschätzen ist.
Suchtmittel werden in unangemessenen Situationen genommen – in der Schule oder bei der Ausbildung. Die Konsequenten können ihnen erst Recht die Freude an der Zukunft rauben. Ohne Schulabschluss bestehen für sie kaum Chancen einen Ausbildungsplatz zu bekommen und ohne Ausbildung gibt’s für sie später keinen guten Job. Andere landen im Gefängnis oder auf der Strasse. Und wer im Alkoholrausch auf der Autobahn sein Leben lässt, hat sofort keine Zukunft mehr.
Gefahr der Abhängigkeit
„Haschisch ist eine Einstiegsdroge“ meinen einige. Tatsächlich kann Cannabis zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Man hat dann das Gefühl, ohne den Stoff nicht mehr auskommen zu können. Doch die meisten fangen mit Alkohol an, bevor sie illegale Drogen wie Cannabis probieren. Aber auch Alkohol selbst hat ein erhebliches Suchtpotenzial. Die Gefahr der Abhängigkeit von Alkohol wird oft nur unterschätzt, weil das Augenmerk auf den illegalen Drogen liegt.
Egal welches Suchtmittel – wird es regelmäßig zu bestimmten Anlässen genommen, ist es nahe liegend, dass ein bestimmter Zustand, wie Entspannung und Zufriedenheit, nur mit Hilfe der Droge erreicht werden kann. Der Drogenkonsum kann so zur Gewohnheit werden, weil keine Alternativen da sind, um den gewünschten Zustand zu erreichen. Schließlich wird er unverzichtbar. Werden hier schon früh regelmäßig Suchtmittel genommen, stehen erst recht keine Alternativen zur Verfügung. Zudem reagieren der jugendliche Körper und das Gehirn in dieser Zeit empfindlicher auf Suchtmittel.
Die Zahl von Minderjährigen, die bereits abhängig sind und die Kontrolle über ihren Konsum verloren haben, scheint zuzunehmen. Gerade diese Gruppe verelendet nach Beobachtungen rasend schnell und sie geraten bereits sehr jung in den Teufelskreis der Abhängigkeit: Sie verlieren die Kontrolle über ihren Konsum und können nicht mehr ohne Suchtmittel leben. Sechs Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 24 Jahren zeigen bereits in jungen Jahren eine Abhängigkeit, stellten Forscher fest. Das heißt, ihr Leben wird vom Suchtmittel bestimmt. Sie verbauen sich ihre Zukunft und erleben ihre Jugendzeit nur noch im »Rausch«. Sie verelenden schneller und landen häufig schon früh auf der Straße.