Erfahren Sie, wie Sie Ihre Psyche stärken und dadurch positiv auf den Verlauf Ihrer körperlichen Krankheit einwirken können.
„Ich war so wütend. Auf mich selbst, auf meinen Körper, auf meinen Mann und meine Freunde und auf die ganze Welt. Wütend, weil ich mich nicht mehr auf mein Rad schwingen konnte. Wütend, weil ich nicht mehr arbeiten konnte – wie alle anderen. Wütend, weil ich ständig Schmerzen hatte und die anderen nicht. Ich fühlte mich wertlos und verzweifelte daran, dass ich mein früheres Leben verloren hatte. Ich versank in Depressionen und schließlich dachte ich sogar, es sei besser, wenn ich sterben würde.“
Marianne spricht aus, was viele empfinden, die unter einem kranken Körper leiden. Oft kommen sie mit ihrer Krankheit und deren Folgen nicht klar. Sie entwickeln psychische Krankheiten wie Angststörungen und Depressionen, welche negative Effekte auf den Verlauf ihrer körperlichen Krankheit und ihre Lebensqualität haben können. Wem es ebenso ergeht wie Marianne, fragt sich sicher, was er für seine psychische Gesundheit tun kann.
Wie man seine Psyche stärken kann
Realismus
Eine realistische Wahrnehmung und Einschätzung der Situation ist notwendig, um seine Gefühle in die richtige Balance zu bringen. Man kann sich fragen: Wie stehen die Chancen für eine Genesung? Wie lange braucht der Heilungsprozess? Manch einer stellt fest, dass die Lage gar nicht so aussichtslos ist, wie er denkt.
Vorbereitung
Wer weiß, was in Zukunft auf ihn zukommt, kann seine Ängste besser kontrollieren. In Büchern, im Internet und bei Experten können Betroffene nach Informationen über ihre Erkrankung und die neusten Fortschritte suchen. Stehen neue Behandlungsmethoden an, können gut informierte Personen schneller und flexibler in ihrer Entscheidung darüber sein. Ein informierter, motivierter Patient nimmt auch ungeliebte Medikamente – die möglicherweise starke Nebenwirkungen haben – eher ein, als ein Patient, dem der Nutzen der Therapie nicht versteht.
Mit der Erkrankung leben lernen und Freude finden
Wer krank ist, sollte seine Erkrankung akzeptieren und lernen mit ihr zu leben. Denn trotz körperlicher Einschränkungen kann man am Leben teilnehmen. Wahrscheinlich nicht mehr so wie vorher. Teilweise müssen körperlich kranke Menschen ihre Gewohnheiten verändern und ihren Alltag neu organisieren. Doch auch an einer neuen Lebensart kann man Freude finden. Wer sich das bewusst macht, findet zu sich selbst zurück und stellt seine innere Harmonie wieder her. Viele erkennen erst durch eine Krise, was ihnen wirklich gut tut. Sie wenden sich bewusster den Dingen zu, die ihnen Freude bereiten – beispielsweise eignen sie sich musikalische und andere künstlerische Fähigkeiten an, vertiefen Beziehungen, gehen einem Hobby nach oder erfüllen sich einen langgehegten Urlaubswunsch.
Nicht aufgeben
Eine optimistische Einstellung zur Krankheit und zu dem, was sie mit sich bringt, fördert die Zufriedenheit und das Wohlbefinden einer kranken Person. Wer nicht glaubt, wieder gesund zu werden oder seine Lage wenigstens entscheidend zu verbessern, wird das auch niemals erreichen. Nur der Ehrgeiz, die Krankheit wirklich besiegen zu wollen, mobilisiert alle Energien für den Heilungsprozess.
Kein Opfer sein
Wer sich nur in der Opferrolle sieht und die ganze Welt anklagt, kann weder Freude an den Dingen finden, die das Leben zu bieten hat, noch seine Heilung vorantreiben. Es ist verständlich, sich zu fragen, „Warum gerade ich?“. Doch auch solche Fragen nützen nichts. Es kann sogar dem Heilungsverlauf negativ beeinflussen, Ursachen für die eigene Erkrankung bei sich selbst oder gar bei jemand anderem zu suchen. Krankheiten können jeden treffen. Sie sind kein Zeichen für den Wert einer Person oder einer Schuld.
Aktiv werden
Statt sich zurück zu ziehen und von allem zu isolieren, kann man selbst aktiv werden. Mit dem Partner reden, Freunde und andere Menschen anrufen oder einladen, verhindert Verbitterung. Wer soziale Kontakte pflegt, hat weniger Zeit und Ruhe, ständig über seine Krankheit zu grübeln.
Vertrauen
Wer auf etwas oder jemanden stark vertraut, schöpft daraus Kraft für die Heilung. Das kann eine bestimmte Weltanschauung sein, nach der man sein Leben ausrichtet oder eine Person, die als Vorbild fungiert. So verlassen sich einige auf Gott, andere auf Lance Armstrong – dem Radrennprofi, der seinen Krebs besiegte und danach die Tour de France gewann.
Hilfe holen
Zukunftsängste können positive Gefühle wie Hoffnung und Zuversicht blockieren oder langsam ersticken. Eine Therapie hilft den Kranken ihre Zukunft richtig einzuschätzen, Ängste zu überwinden und auch ihr neues Leben zu akzeptieren.
Marianne hat ihre Depressionen besiegt. Zwar leidet sie immer noch unter Schmerzen, aber sie kann sich dennoch wieder am Leben erfreuen. „Ich konzentriere mich jetzt auf kleine Dinge“, sagt sie. „Ich erfreue mich an den Blumen in meinen Garten und bin sehr dankbar für meine liebe Familie. Außerdem habe ich meine Liebe zum Malen entdeckt. Es war wirklich schwer für mich zu akzeptieren, dass ich meine Einstellung und mein Leben verändern muss. Jetzt sehe ich das Positive an meiner Krankheit. Sie hat mir gezeigt, welche Dinge im Leben wichtig sind.“