Popstar Madonna traute sich wegen Telefonterrors nicht mehr ohne Leibwache vor die Tür, und Regisseur Steven Spielberg wurde von einem durchgedrehten Mann bedroht – berühmte Opfer wie diese haben das Phänomen Stalking bekannt gemacht.
Viel häufiger als Prominente aber sind ganz gewöhnliche Menschen von Belästigung, Verfolgung und Bedrohung betroffen. Laut einer Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim wird rund jeder zehnte Deutsche irgendwann in seinem Leben Stalking-Opfer.
Typisch für Stalking sind Telefonterror, unerwünschte E-Mails, Drohbriefe und das Auflauern am Wohnort oder am Arbeitsplatz. Viele Stalker setzen ihre Opfer unter Druck, indem sie ihre Post stehlen, in ihre Wohnung einbrechen oder im Bekanntenkreis Lügen und Gerüchte über sie verbreiten. «Stalking ist immer ein Prozess und ein Zusammenwirken mehrerer Taten über einen längeren Zeitraum hinweg», erläutert der Psychologe Karl-Günther Theobald vom Weißen Ring in Mainz. Ziel des Stalkers sei, Macht und Kontrolle über sein Opfer zu erlangen, ergänzt Eva Wiedemann von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart.
«Mit ihren Taten versuchen Stalker, ihren Opfern eine Beziehung aufzuzwingen», erklärt Theobald. Häufig sind sie dabei hartnäckig: Mehr als zwei Jahre dauert es im Durchschnitt, bis ein Stalker aufgibt, hat eine Stalking-Studie der Arbeitsstelle für Forensische Psychologie an der Technischen Universität (TU) Darmstadt ergeben.
Tipps für Stalking Opfer
Es ist wichtig, sich gegen Stalker zu wehren. Wer Hilfe sucht und aktiv gegen die Belästigungen vorgeht, hält dem Druck leichter Stand. «“Kein Kontakt“ lautet die wichtigste Grundregel gegen Stalking», sagt der Experte vom Weißen Ring. Wer sich belästigt fühlt, sollte dem Täter ein einziges Mal klarmachen, dass er nichts mit ihm zu tun haben will. «Danach sollten Sie alle weiteren Kontaktversuche ignorieren.» Lässt sich das Opfer auf weitere Gespräche ein, deuteten Stalker dies als Bestätigung.
Rund die Hälfte aller Stalking-Fälle sind laut der Studie aus Darmstadt die Folge einer Trennung. Wenn der Ex-Partner zum Stalker wird, glauben die Betroffenen häufig, das Problem mit einer klärenden Aussprache lösen zu können. «Doch das funktioniert nicht, weil Stalker in der Regel an einer verzerrten Wahrnehmung leiden», sagt Jens Hoffmann von der TU Darmstadt.
Wer von einem Stalker belästigt wird, kann vor Gericht ein Kontaktverbot nach dem Gewaltschutzgesetz erwirken. Hält sich der Täter nicht daran, macht er sich strafbar. «Um den Richter zu überzeugen, sollten Sie alle Taten dokumentieren», rät Theobald. Dringt der Stalker in die Wohnung ein oder wird er gewalttätig, sollte das Opfer die Polizei alarmieren und Anzeige erstatten.
Einen Schutz bietet Öffentlichkeit: «Informieren Sie Ihre Familie, Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn, wenn Sie belästigt werden», empfiehlt Wiedemann. So werde ein typischer Kreislauf vermieden, den viele Betroffene erleben: «Das Opfer zieht sich immer mehr zurück, vereinsamt und ist dem Stalker dadurch schließlich erst recht ausgeliefert», erläutert Karl-Günther Theobald.