„Sie haben einen Tumor.“ „Als mein Arzt mir das mitteilte, begriff ich, dass alle meine Sorgen, Ängste und Nöte die mein Leben bisher begleitet hatten, lächerlich waren. Jetzt ging es um mein Leben.“
Krebs – allein die Diagnose von seinem Arzt zu erfahren, ist ein Schock. Die meisten denken bei dem Wort „Krebs“ an Schmerzen, langes Leiden und den Tod – obwohl dies bei sehr vielen Krebserkrankungen nicht mehr zutrifft. Viele sind gut zu therapieren oder sogar zu heilen. Krebs ist längst kein Todesurteil mehr.
Dennoch reißt die Diagnose die Welt der Patienten aus den Angeln und bringt eine extreme seelische Belastung mit sich, die zu einer psychischen Erkrankung führen kann. Angst, Unsicherheit, Wut, Depressionen und Schuldgefühle schränken die Lebensqualität stärker ein als die Krebserkrankung selbst.
Angst vor dem Tod
Es ist normal, dass Personen, die an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden, immer Ängste vor dem Tod entwickeln. Doch besonders ausgeprägt sind diese Ängste oft bei krebskranken Menschen. Wenn die Diagnose fällt, sehen sie den Tod schon vor Augen. Sie empfinden ihre Erkrankung viel bedrohlicher als andere schwer kranke Menschen, deren Heilungschancen viel schlechter stehen oder sogar ausgeschlossen sind. Beispielsweise betrachtet man Herzkrankheiten in der Regel als nicht heilbar. Sie schränken die Lebenserwartung der Betroffenen ein. Dennoch erzählen Herzkranke meist ganz offen von ihrem Leiden, während ein Krebskranker seine Erkrankung eher geheim halten möchte und nur zögernd davon spricht.
Selbst Menschen, die den Krebs besiegt haben und deren sichtbare Wunden längst verheilt sind, kämpfen immer noch mit psychischen Problemen. Viele berichten, dass sie unter einer ständigen Angst leiden, es könnten sich in ihrem Körper erneut Metastasen bilden.
Verändertes Selbstbild
Oft haben Krebspatienten große Ängste in Bezug auf Strahlen- und Chemotherapien. Sie verhelfen vielen Betroffenen zur Heilung, werden aber von ihnen mit einem langen Leidensweg in Verbindung gebracht. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwäche, Haarverlust und Hautveränderungen werden manchmal mehr gefürchtet, als die eigentliche „Todesgefahr“, die hinter ihrer Diagnose steht.
Tatsächlich kann eine Krebserkrankung zu Veränderungen des Äußeren führen, beispielsweise durch Gewichtsverlust, Haarsausfall oder Operationen. Betroffene verlieren dann häufig das Gefühl für ihren Körper. Haarausfall bedeutet für viele Frauen den Verlust ihrer Attraktivität und Weiblichkeit. Möglicherweise glauben sie, der Partner könnte sie deshalb verlassen. Eine Frau, deren Brust aufgrund eines Tumors abgenommen werden muss, stellt vielleicht sogar ihre gesamte Identität als Frau in Frage. Frauen, die an Brustkrebs leiden, verlieren daher auch oftmals ihr Selbstbewusstsein und entwickeln sexuelle Störungen.
Quälende Fragen
Besonders Menschen, die an Krebs erkrankt sind, quälen sich selbst mit Fragen nach der Ursache ihres Leidens. Doch noch immer kann die Medizin zu den Ursachen von Tumorerkrankungen keine genaue Erklärung abgeben. Die Ursachen sind aber sicherlich zu komplex, als dass einfache Erklärungen dafür ausreichen. Krebspatienten sollten deshalb vorsichtig sein, wenn sie ihre Erkrankung analysieren wollen. Es hilft ihnen in den meisten Fällen nicht, wenn sie sich fragen, ob man die Erkrankung hätte verhindern können. Wer aber meint, mögliche Fehler in der Lebensführung der Vergangenheit entdeckt zu haben, sollte sich nicht darüber ärgern. Vergangenes kann niemand mehr ändern. Aber jeder kann sein Ergebnis als Motivation nehmen, gesund zu werden und die Zukunft anders zu gestalten.
Damit Krebspatienten mit den speziellen psychischen Belastungen ihrer Erkrankung besser fertig werden können, versucht die Medizin Erkenntnisse aus der Psychologie direkt in die Krebstherapie zu integrieren. Dieser spezielle Bereich nennt sich Psychoonkologie. Patienten, die sich für eine psychische Begleitung interessieren, müssen sich allerdings selbst noch oft um Angebote kümmern, bzw. diese aktiv einfordern.