Magersucht ist eine Essstörung. Die Betroffenen reduzieren ihre Nahrungsaufnahme so, dass ihre Gesundheit gefährdet ist, oder verweigern die Nahrungsaufnahme sogar völlig. Erfahren Sie alles über die Symptome, die Auswirkungen, Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Erkrankung.
Jeden Morgen steht Lena auf der Waage – und auch nach jedem Essen. Denn Lena findet sich zu dick und hat schreckliche Angst zuzunehmen. Deshalb ernährt sich Lena auch nur noch von Suppen oder Diätdrinks. Das Sportrad in ihrem Zimmer ist ihr bester Freund. Ihre Eltern machen sich große Sorgen, denn Lena wiegt nur noch 40 Kilo. Doch Lena versteht die Aufregung gar nicht. Sie hat vor, noch mehr abzunehmen. Lena ist magersüchtig. Doch was ist Magersucht überhaupt und wie können Eltern erkennen, dass ihre Kinder an Magersucht leiden?
Magersucht ist eine Essstörung. Die Betroffenen reduzieren ihre Nahrungsaufnahme so, dass ihre Gesundheit gefährdet ist, oder verweigern die Nahrungsaufnahme sogar völlig. Die Erkrankung wird auch als „Anorexia nervosa“ bezeichnet. Anorexie bedeutet wörtlich übersetzt Appetitlosigkeit oder Appetitverlust. Diese Bezeichnung ist allerdings irreführend, da Magersüchtige nicht unter einem verminderten Appetit leiden. Ihr Essverhalten, nicht ihr Appetit ist gestört. Der Zusatz „nervosa“ deutet darauf hin, dass psychische Prozesse bei der Entstehung der Krankheit vordergründig sind.
Etwa 100 000 Menschen sind in Deutschland magersüchtig. In den meisten Fällen sind junge Frauen im Alter von 14-25 Jahren betroffen und nur etwa 5% der Magersüchtigen sind Männer. Die Tendenzen sind allerdings steigend. Die Zahl der an Magersucht Erkrankten hat sich allein in den letzten 10 Jahren verdreifacht. Die Altersgrenze hat sich zudem weiter nach unten verschoben: immer öfter erkranken schon Mädchen im Grundschulalter.
Das Essverhalten bei Magersucht
Bei Magersüchtigen unterscheidet man hauptsächlich zwei Gruppen: die „asketische Form“ und die „hyperorektische Form der Magersucht“. Bei der asketischen Form reduzieren die Erkrankten ihr Gewicht ausschließlich durch Hungern. Während sie anfangs zwar noch ein Hungergefühl verspüren, verflüchtigt sich dies im weiteren Verlauf der Erkrankung. Bei der hyperorektischen Form der Magersucht ernähren sich die Erkrankten hauptsächlich kalorienarm und setzen Abführmittel, Appetitzügler und Erbrechen als Mittel zur Gewichtsabnahme ein. Viele Magersüchtige werden phasenweise auch ess-brechsüchtig (Bulimie). Daneben haben Betroffene auch einen überzogenen Bewegungsdrang. Viele treiben mehrere Stunden am Tag Sport um noch mehr Kalorien zu verbrennen, gönnen sich kaum Erholung und Schlaf.
Im Leben der Magersüchtigen nimmt das Essen eine zentrale Position ein. Ihre Gedanken kreisen ständig nur um Essen, Nicht-Essen und Gewichtsreduktion. Ihre Nahrungsmittel teilen sie in „erlaubt“ oder „verboten“ ein. Ständig prüfen sie, ob sie ein bestimmtes Ziel, noch mehr abzunehmen, erreicht haben und geben sich dabei nie zufrieden. Einige Magersüchtige verwenden bizarrerweise viel Energie darauf, ihre Familie zu bekochen und zu bewirten, ohne jedoch selbst an den Mahlzeiten teilzunehmen. Wer überhaupt isst, benötigt dafür eine längere Zeit und zerstückelt sein Essen in kleinste Teile. In der Regel verlagern sich Magersüchtige darauf, viel zu trinken oder halten sich oft nur an Suppen und Breie. Fleisch wird meistens vom Speiseplan gestrichen.
Die Persönlichkeit von Magersüchtigen
Magersüchtige streben in der Regel nach Perfektion, sind leistungsorientiert und setzten hohe Ansprüche an sich selbst. Die Reduzierung ihres Gewichtes ist für sie eine Bestätigung ihrer Leistung. Sie sind stolz darauf, physische Bedürfnisse wie Hunger überwunden zu haben und stellen gerne die Überlegenheit der Vernunft über den Körper heraus. Sie sind begabt, erzielen in der Schule meistens gute Noten. Es zeichnet sie außerdem ein großer Ordnungssinn als auch ein großes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Familie aus. Meistens wirken sie unauffällig und angepasst und erfüllen die an sie gerichteten Erwartungen ohne Widerspruch. Außer dem Essen versagen sie sich oft auch anderen Freuden und begnügen sich mit wenigen Dingen.
Da ihr Leben sich hauptsächlich um ihr Essverhalten dreht und ihr Verhalten für die Umwelt unverständlich ist, gestaltet sich der Kontakt mit anderen Leuten als schwierig. Da die Krankheit auch mit einem geringen Selbstwertgefühl einhergeht, sind sie auch nicht fähig von selbst enge Bindungen zu knüpfen. Die Kranken leben daher oft isoliert.
Ursachen und Folgen
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