Psychisch gesund zu sein bedeutet, trotz vieler Veränderungen im Leben und unangenehmen oder sogar traumatischen Erfahrungen eine feste Persönlichkeit zu entwickeln oder zu bewahren. Eine gesunde Psyche lässt die Persönlichkeit eines Menschen an den Probleme reifen.
Millionen Menschen leiden unter Sorgen und Nöten und müssen furchtbare Erlebnisse überwinden. Und jeder Mensch durchlebt unterschiedliche seelische Bewegungen, wie Traurigkeit, Angst, Verzweiflung und Ärger. Warum schaffen es einige, stark zu bleiben und ihre Probleme zu bewältigen, während andere ihrem seelischen Kummer erliegen? Warum geraten Gefühle aus dem Gleichgewicht?
Wie wir mit dem Erlebten umgehen
Persönlichkeit und Psyche hängen zusammen. Die Psyche ist der Sitz menschlichen Denkens und Bewusstseins. Indem der Mensch denkt, fühlt, Wertungen vornimmt sowie Wünsche und Hoffnungen hegt, entwickelt er Eigenschaften – die seine Persönlichkeit ausmachen und sein Verhalten bestimmen.
Sorgen, Nöte und Schicksalsschläge lassen sich im Leben kaum vermeiden. Niemand erlebt nur positive Erfahrungen. Doch die Art und Weise, wie ein Mensch diese wahrnimmt und mit seinen Gefühlen darüber umgeht, entscheidet über seine dauerhafte psychische Gesundheit.
Einige Menschen gehen gestärkt aus einer Krise hervor und entwickeln eine selbstbewußtere Persönlichkeit. Andere geraten in eine schlechte psychische Verfassung: Sie verlieren ihr Vertrauen zu sich selbst und in die Zukunft und glauben nicht, ihre Probleme lösen zu können. Sie unterdrücken ihre Gefühle und können ihre Schwächen nicht akzeptieren oder mit den Reaktionen darauf umgehen.
Das ganze Leben eines Menschen besteht ausschließlich aus Erfahrungen, die seine Persönlichkeit prägen. Neue Erlebnisse werden von den alten überschattet, die sich in sein Gedächtnis eingegraben haben und ganz unbewusst in Körperlichen Reaktionen, Gestik oder Mimik zum Ausdruck kommen. Jemand der von anderen Menschen schwer enttäuscht wurde, begegnet anderen Menschen aufgrund dessen beispielsweise misstrauisch und nimmt automatisch eine ablehnende Haltung ein. In vielen Fällen sind Schmerzen, Trauer, Sorgen, Verzweiflung und Ängste nur verdrängt statt verarbeitet worden. Beim nächsten ernsthaften Problem gelangen sie dann an die Oberfläche und äußern sich in einer psychischen Erkrankung.
Einflüsse
Fakt ist, eine psychische Erkrankung kann jeden treffen. Der Verlust eines geliebten Menschen oder des Arbeitsplatzes kann aus einem – bis dahin fröhlichen Menschen – plötzlich eine verzweifelte, lebensmüde Person werden lassen. Andere wiederum haben niemals einen fröhlichen Charakter entwickelt und die Krise ist einfach nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Die Ausgangslage ist verschieden.
Was für eine Persönlichkeit wir geworden sind, welche Gefühle wir entwickelt haben und wie wir mit diesen umgehen, hängt von vielen Umständen ab. Kultur, Religion und Erziehung spielen eine Rolle. Menschen verinnerlichen die Überzeugungen, Normen und Werte ihrer jeweiligen Kultur – wie Strategien zur Konfliktlösung und Regeln des Gefühlsausdrucks. Religionen vermitteln den Menschen, dass das Leben nach dem Tod weitergeht oder nochmals neu beginnt. Ihre Trauer wird durch Hoffnung ersetzt. Eltern erziehen ihre Kinder zu Personen, die sich im Leben durch nichts beeindrucken lassen oder aber zu Personen mit besonderer Sensibilität.
Auch genetische Faktoren beeinflussen die Gefühle. Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, sind oft schon sehr verletzlich veranlagt. Sie reagieren sensibler auf das Geschehen um sie herum und entfalten ihre Gefühle schneller und tiefer als andere Menschen. Schwierige Situationen und Krisen, aber auch schon Kleinigkeiten – wie Kritik oder Ablehnung ihrer Person – können sie schwerer bewältigen und eine psychischen Erkrankung auslösen.
Man muss akzeptieren, dass Menschen sich aufgrund ihrer Genetik, ihrer Kultur und ihrem sozialem Umfeld zu unterschiedlichen Persönlichkeiten entwickeln. Bei jedem kann daher eine andere Situation die Gefühle aus dem Gleichgewicht bringen. Und jeder versucht anders seine Probleme zu bewältigen und seine Gefühle wieder zu ordnen. Dem einen gelingt es, dem anderen nicht. Wer bemerkt, dass er seine Gefühle nicht mehr ausbalancieren kann, sollte sich Hilfe holen. Jeder kann lernen, eine neue Wahrnehmung zu entwickeln, mit negativen Gefühlen umzugehen und positive Gefühle aufkommen zu lassen.