“Ich fühle mich so alleine auf der Welt. Niemand denkt so wie ich. Ich schreie um Hilfe, nach jemand, der meinen Schmerz verschwinden lässt – doch niemand hört mich. Eigentlich bin ich schon tot.”
Psychisch kranke Menschen erleben ihre Welt anders als gesunde Menschen. Leider können psychisch gesunde Menschen diese nicht nachempfinden. Die Empfindungen seelisch Kranker lassen sich nicht einfach beschreiben wie Magen- oder Kopfschmerzen. Seelischer Schmerz wird als unbedeutend abgewertet. Man schüttelt voller Unverständnis über den “Psycho”, dessen verrückte Welt niemand versteht, den Kopf. Doch was denken und fühlen psychisch Kranke wirklich? Kann man ihre Welt tatsächlich nicht verstehen und ist nicht jeder Mensch eigentlich ein bisschen “Psycho”?
Andere Welt
Psychisch kranke Menschen glauben, nicht in die Welt zu passen. Was für andere Menschen normal und alltäglich ist, stellt für sie eine Herausforderung dar. Sie sehen ihre gesamte Umwelt anders und haben oft das Gefühl überfordert und unverstanden zu sein. Was andere denken und fühlen und wie sie handeln, erleben sie meistens im Widerspruch zu sich selbst. Oft fühlen sie sich in der Realität als Versager. Was sie selbst denken und tun, scheint niemals richtig zu sein und andere sogar zu befremden. Deshalb reagieren sie verunsichert, ängstlich oder übervorsichtig im Umgang mit anderen Menschen. Sie selbst begreifen ihr Anders-Sein kaum und ziehen sich zurück.
Ihr Anders-Sein kann viele Gesichter haben: Depressive Menschen sehen oft keinen Sinn mehr im Leben und glauben, nichts mehr wert zu sein. Sie fühlen eine Traurigkeit und emotionale Leere, die das Leben für sie unerträglich macht. Personen, die unter einer schizophrenen Psychose leiden, können das Gefühl haben, verfolgt zu werden, hören Stimmen oder glauben ihre Gedanken werden auf widernatürliche Weise beeinflusst.
Die normale Umwelt reagiert auf solche Gefühle mit Vorurteilen und Angst. Das Leid der Betroffenen vergrößert sich. Sie möchten doch angenommen und akzeptiert werden und wollen, dass ihre Arbeit und ihre Anstrengungen für andere nützlich sind.
Für die Gesellschaft nicht mehr nützlich
Psychisch Erkrankte Menschen sind sensibler und weniger belastbar als gesunde Menschen. Besonders da sie unsicher im Leben stehen, nehmen sie sich schnell alles zu Herzen. In unserer Gesellschaft – in der Erfolg und Anerkennung alles ist, in der man sich durchkämpfen muss, um seine Ziele zu erreichen – bleibt eigentlich kein Platz für Menschen, die wenig belastbar sind. Für die Gesellschaft ist es eine Schwäche, den täglichen Kampf nicht bestreiten zu können. Menschen, deren Seele nicht mitspielt, werden somit ausgegrenzt, sie sind nicht mehr von Nutzen. “Nicht mehr ganz normal…”, sagen einige in solchem Fall über ihren kranken Bekannten oder Kollegen und meinen damit, dass er nicht mehr dazu gehört.
Was bedeutet es eigentlich normal zu sein? Haben nicht alle Menschen unterschiedliche Stimmungen und nehmen die gleichen Dinge immer wieder anders wahr? Je nachdem welche persönlichen Erfahrungen man gemacht hat und wie man sich fühlt, schreibt man einer Musik Glück und Liebe zu – beim nächsten empfindet man bei derselben vielleicht nur Traurigkeit. Es gehört auch zum Menschen an sich selbst zu zweifeln, nicht zu wissen, welchen Weg man einschlagen soll und sich immer wieder selbst zu definieren. Manches Mal dauert es länger sich selbst zu finden und die Selbstzweifel halten an, ein anderes Mal hält man das Glück länger in den Händen.
Eigentlich könnte man somit sagen, in jedem steckt ein “Psycho”. Die Veränderung von Gefühlen und Wahrnehmungen sind also normal und machen das Leben eigentlich aus. Einige Menschen finden nur keinen Halt und Trost in den Tiefen ihres Lebens und werden mit ihren Gefühlen einfach nicht mehr allein fertig. Wo Normalität aufhört wird immer unterschiedlich begriffen – je nachdem welche eigenen Erfahrungen man selbst schon gemacht hat, geprägt von der Gesellschaft in der man lebt sowie vom eignen Menschenverständnis.