Wir alle tun von Zeit zu Zeit Dinge, die nicht gut für uns sind und uns verletzen/schaden. Zudem tun wir Dinge, die uns Verletzungen zufügen, in erster Linie aber nicht aus der direkten Absicht getan werden, sich zu verletzen. Selbstverletzung ist manchmal kulturell auferlegt/geduldet/erlaubt, während sie an anderer Stelle als krankhaft zu sehen ist. Wo ist da die Grenze zu ziehen? Einfach einzuordnen ist eine absichtliche, direkte körperliche Schädigung, die selbst zugefügt wurde. Zum Beispiel in den Arm schneiden oder sich selbst mit einem Hammer schlagen sind ganz klar Selbstverletzungshandlungen. Verhaltensmuster wie zwanghaftes Essen, Rauchen, nicht auf seine Gesundheit zu achten…etc., sind langfristig gesehen schädlich, geschehen aber nicht in der Absicht, sich direkt körperlich zu schaden. Und wie ordnet man dann Handlungen wie Tätowierungen, Piercings u.s.w. ein, die ja vorsätzlich eine körperliche Veränderung herbeiführen?
Inhalt
- Klassifizierung
- Hintergruende
- Wer verletzt sich selbst?
- Ursachen für SVV
- Vergangenheitstrauma / Vorgeschichte als krankmachender Auslöser
- Krankheitsgeschichte unabhängig von Missbrauch
- Biologische Überlegungen und Neurochemie
- Serotonin
- Wissen, wann man aufhören muss – Schmerz scheint kein Faktor zu sein
- Erklärungen von Verhaltensforschern
- konditioniertes Verhalten
- Empfindungskontingent
Klassifizierung
Der erste Schritt der Klassifizierung selbstverletzenden Verhaltens, wie beschrieben von Favazza (1996), beginnt mit dem Einordnen der selbstverletzenden Verhaltensmuster, die krankhaft sind, entgegengesetzt zu denen, die kulturell auferlegt oder sogar erlaubt sind. Er fand heraus, daß sich sozial genehmigte Selbstverletzungshandlungen in zwei Gruppen aufteilen lassen: Rituale and Praktiken. Körperveränderungen (piercings, tattoos, etc) gehören in beide Gruppen.
Rituale sind zu unterscheiden von Praktiken, in dem sie gemeinschaftliche Traditionen wiederspigeln. Normalerweise sind sie gekennzeichnet von tief darunterliegendem Symbolismus, und beschreiben einen Weg für den Einzelnen/das Inidividuum sich mit der Gemeinschaft zu verbinden. Rituale werden vollzogen mit einer Abicht der Heilung (meißt in primitiven Kulturen zu finden), des Ausdruckes der Spiritualität und spiritueller Erleuchtung, und seinen Platz in der sozialen Ordung zu behaupten/darzustellen. Praktiken auf der anderen Seite, haben nur eine sehr geringe tiefer liegende Bedeutung für den Ausführenden und sind manchmal Splins/Marotten. Praktiken werden mit der Absicht der Verzierung/Verschönerung/“Zeichnung“ begangen, zeigen Identifikation mit einer kleinen kulturellen Gruppe, und in manchen Fällen aus angenommenen medizinischen/hygienischen Gründen.
Nicht-sozial „erlaubte“ (krankhafte) Selbstverletzung kann man entweder als suizidal, Selbstverstümmelung (welches weiterhin unterteilt wird in: stereotyp oder oberflächlich/gemäßigt), oder ungesundes Verhalten klassifizieren.
Kahan und Pattison (1984; Pattison und Kahan, 1983) begannen mit der Identifikation von drei Komponenten der Selbstbeschädigungshandlungen: unmittelbar, tödlich, und wiederholt.
Unmittelbar
hängt davon ab, wie vorsätzlich die Selbstverletzung stattfindet;
wenn eine Handlung in kurzer Zeit beendet ist und im vollen Bewusstsein seiner schädigenden Auswirkungen stattfand, mit der bewußten Absicht, dieses herbeizuführen, dann ist diese Handlung als unmittelbar anzusehen. Ansonsten wäre es eine indirekte Methode der Selbstverletzung.
Tödlich
hängt ab von der Wahrscheinlichkeit des eintretenden Todes als Folge der Handlung direkt im Anschluß oder in naher Zukunft ab. Eine tödliche Handlung ist eine, die mit größter Wahrscheinlichkeit denselben zur Folge hat, und von dieser Person auch beabsichtigt war.
Wiederholt
Hängt davon ab, ob eine Handlung nur ein Mal, oder wiederholt häufig über einen geraumen Zeitraum ausgeführt wird. Es ist ganz einfach definiert in der Unterscheidung, ob man es einmalig oder immer wieder wiederholt tut.
Die folgende Tabelle enthält Beispiele zu jeder möglichen Kombination dieser Faktoren:
direkte Verhaltensweisen | indirekte Verhaltensweisen | |||
hohe Sterblichkeit | geringe Sterblichkeit | hohe Sterblichkeit | geringe Sterblichkeit | |
wiederholt | Das Einnehmen kleiner Mengen Gift über lange Zeit | Selbstverletzung: Schneiden Brennen Schlagen |
Diabetiker, der sein Insulin nicht spritzt | Rauchen Alkoholismus Süchte |
nicht wiederholt | Kopfschuss mit einem Gewehr | Vorwiegende Selbstverstüm-melung | Schwer an Krebs erkrankt sein, die Chemotherapie ablehnen | Sich in gefährlichen Gegenden bewußt ungeschützt aufhalten |
Hintergruende
Warum verletzen Menschen sich absichtlich?
Drowning in the dark blood of would-be brothers who,
beyond the pressing of fingers, those for whom
the slice is only the beginning, and a different kind
of light comes in, begs recognition and peace of mind.
— Judybats
Dies mag ein Aspekt der Selbstverletzung sein, der denjenigen sehr unverständlich scheinen mag, die sich nicht verletzen. Warum sollte sich irgendjemand selbst Verletzungen zufügen? Es gibt Beweise, daß SVV-ler, wenn sie konfrontiert sind mit starken Emotionen oder erdrückenden Situationen, die Selbstverletzung als Bewältigungsmittel wählen, weil es ihnen eine schnelle Erleichterung von der Angst und der Anspannung bringt. Diese Situationen verursachen eine Steigerung körperlicher Erregung, und die Selbstverletzung senkt schnell den Level der Erregung wieder auf „Normal-Niveau“. Der SVV-ler mag eine Erleichterung verspüren, aber selbst wenn er sich danach schuldig oder ärgerlich fühlt, ist es doch in keinem Fall mit den vorhergehenden schlechten Gefühlen oder der unerträglichen Spannung zu vergleichen.
Mehr Verständnis für die Gründe, sich selbst zu verletzen kann man aus zwei wertvollen Quellen gewinnen: objektiv und subjektiv.
Subjektiv: Aussagen von SVV-lern, die beschreiben, was es ihnen bringt
Miller (1994) und Favazza (1986, 1996). neben anderen, diskutierten verschiedene mögliche Motivationen:
- Flucht vor der Leere, Depression, und Gefühle der Derealisation.
- um damit Spannung abzubauen.
- Erleichterung: wenn sich intensive Gefühle aufbauen, sind SVV-ler überwältigt und unfähig, sie zu verarbeiten. Indem sie sich Schmerzen zufügen, reduzieren sie den Level der emotionalen und körperlichen Spannung auf ein erträgliches Niveau.
- Als Ausdruck emotionalen Schmerzes
- Flucht vor Betäubtsinsgefühlen: viele derer, die sich selbst verletzen sagen, daß sie es tun, um nur irgendetwas zu fühlen, zu fühlen, daß sie noch leben.
- Um ein Gefühl der Euphorie zu erlangen
- Weiterführen von Mißbrauchserfahrungen: SVV-ler sind häufig als Kinder mißbraucht worden. Manchmal ist die Selbstverletzung ein Weg, sich selbst dafür zu bestrafen, daß man „böse“ war/ist.
- Erleichterung von Wut: viele SVV-ler haben eine enorme Menge an Wut in sich. Aus Angst, sie nach außen zu richten, verletzen sie sich selber um diesen Gefühlen freien Lauf lassen zu können.
- Biochemische Erleichterung: es gibt Vermutumgen, daß Erwachsene, die als Kinder wiederholt traumatisiert wurden, es sehr schwer haben zu einem normalen Erregungslevel zurückzukehren und sind in einem gewissen Sinne süchtig nach diesem „Krisenverhalten“.
- Das Erreichen oder Aufrechterhalten des Einflusses auf das Verhalten Anderer
- Das Erreichen des Gefühls der Kontrolle über den eigenen Körper
- Fundament der Realität, ein Weg, um mit Gefühlen der Depersonalisation und Dissoziation umzugehen
- Erhaltung des Gefühls der Sicherheit oder Einzigartigkeit
- Ausdruck oder Unterdrückung von Sexualität
- Ausdruck oder Umgang mit einem Gefühl der Inbesitznahme
Miller gibt eine Erklärung, warum die meißten Betroffenen weiblich sind: Frauen sind nicht so erzogen, ihre Agressionen nach außen auszudrücken. Wenn sie mit der enormen Wut konfrontiert sind, die viele SVV-ler fühlen, tendieren Frauen dazu, sie gegen sich selbst zu richten. Ein Zitat der feministischen Schriftstellerin Adrienne Rich:
„Die meißten Frauen waren noch nicht einmal fähig diese Wut zu berühren, außer sie nach innen zu treiben wie einen rostigen Nagel.“
Wie Miller sagt, „Männer agieren nach außen. Frauen agieren nach außen, indem sie nach innen agieren.“ Ein weiterer Grund dafür, daß weniger Männer sich selbst verletzen, mag ihre unterschiedliche Art der Erziehung sein, die unterdrückende Gefühle zur Norm machte. Linehan's (1993a) Theorie daß entstehende Selbstverletzung ein Teil andauernder Erklärung, untauglich zu sein ist, indem Du immer gesagt bekamst, daß Deine Gefühle falsch, oder schlecht oder unangemessen sind, könnte die Geschlechtsunterschiede beim selbstverletzenden Verhalten erklären; Männer wurden grundsätzlich dazu erzogen, ihre Gefühle in sich zu behalten.
Objektiv: Was die Forscher herausfanden
Menschen, die sich selbst verletzen, neigen dazu, depressiv – niedergeschlagen zu sein — erleben eine depressive Stimmung mit einem hohen Grad an Unruhe und Sensibilität für Ablehnung und darunterliegende Spannung — selbst wenn sie sich nicht aktuell verletzen. Das Muster, das Herpertz (1995) fand, weist darauf hin, daß etwas, normalerweise eine Art interpersoneller Stressor, den Level der depressiven Stimmung und Anspannung in ein unerträglichen Maß steigert. Die schmerzhaften Gefühle werden überwältigend: es ist, als ob der darunterliegende unbehagliche Affekt zu einem maximalen kritischen Punkt eskaliert. „SVV hat die Funktion, eine durchgehende Entlastung von diesen [hohen Graden an Unruhe und Sensibilität] zu bringen,“ sagt Herpertz. Diese Feststellung wird unterstützt von der Arbeit von Haines und ihren Kollegen.
In einer faszinierenden Studie führte Haines et al. (1995) Gruppen von „Selbstverletzern“ und „Nicht-Selbstverletzern“ durch begleitete Imaginationssitzungen. Jede Person wurde mit den selben vier Szenarien, die zufällig erschienen konfrontiert: eine Szene, in der Aggression dargestellt wurde, eine neutrale Szene, eine Szene unbeabsichtigter Verletzung, und eine in der selbstverletzendes Verhalten dargestellt wurde. Die Drehbücher hatten vier Stufen: der Schauplatz, die Annäherung an das Ereignis, das Ereignis, und die Konsequenz. Während der begleiteten Imaginationssitzungen wurden die körperliche und die subektive Erregung gemessen.
Die Resultate waren beeindruckend. Die Reaktionen aller Beteiligten unterschieden sich nicht bei den verschiedenen Drehbüchern: Aggression, Unfall und neutral. Im Selbstverletzungs-Drehbuch, stieg trotzdem die Erregung der Kontrollgruppe („Nicht-Selbstverletzer“) auf ein hohes Niveau und blieb dort bis zum Ende der Vorführung, trotz Entspannungsinstruktionen, die in der „Konsequenz-Stufe“ enthalten waren. Im Kontrast dazu, erfuhren die „Selbstverletzer“ sich steigernde Erregung während der „Schauplatz-Szene“ und der „Annäherungsszene“, bis zu dem Punkt, an dem sie sich dazu entschieden, sich selbst zu verletzen. Ihre Anspannung sank danach, sank sogar mehr bei der „Ereignis-Szene“ und blieb dann niedrig. Diese Ergebnisse zeigen einen deutlichen Beweis, daß die Selbstverletzung eine schnelle, effektive Erleichterung körperlicher Spannung bringt, welche die körperliche Erregung einschließt, die durch negative oder überfordernde psychische Spannung produziert. Wie Haines et al. sagte:
Selbst-Verstümmler sind häufig unfähig, Erklärungen für ihre eigenen selbstverletzenden Handlungen zu abzugeben. . . . Teilnehmer berichteten anhaltende negative Gefühle trotz reduzierter psychophysiologischer Erregung. Dieses Ergebnis weist darauf hin, daß es die Abänderung psychophysiologischen Erregung ist, die funktionieren mag, um das Verhalten zu verstärken und aufrechtzuerhalten, nicht die psychologische Reaktion. (1995, p. 481)
In anderen Worten, die Selbstverletzung mag ein bevorzugter Bewältigungsmechanismus sein, weil es schnell und dramatisch den Körper beruhigt, selbst wenn Menschen, die sich selbst verletzen, sich nach einer Selbstverletzungsepisode schlecht und schuldig fühlen. Sie fühlen sich schlecht, aber der überwätigende psychophysiologische Druck und die Anspannung sind verschwunden. Herpertz et al. (1995) erklärt dieses:
Wir mögen vermuten, daß Menschen, die sich selbst verletzen, aggressive Gefühle und Impulse mißbilligen. Wenn sie es nicht schaffen, diese zu unterdrücken, weisen unsere Ergebnisse darauf hin, daß sie sie nach Innen richten. . . . Dies ist im Einklang mit den Erzählungen der Patienten, die häufig ihre selbstverletzenden Handlungen als Wege der Erleichterung von unerträglicher Anspannung sehen, die aus zwischenmenschlichen Stress entsteht. (p.70).
Herman (1992) sagt, daß die meißten Kinder, die mißbraucht wurden entdecken, daß ein solch ernsthafter Schock für den Körper, wie er beim Selbstverletzungsakt produziert wird, helfen kann, schwer zu ertragende Gefühle zeitweilig verschwinden zu lassen.
Die chemischen Vorgänge im Gehirn mögen auch eine Rolle spielen, beim Bestimmen, welche Menschen sich selbst verletzen und welche dies nicht tun. Simeon et al. (1992) entdeckte, daß Menschen, die sich selbst verletzen that people who self-injure dazu neigen, extrem zornig, impulsiv, ängstlich und aggressiv zu sein, und präsentieren Beweise, daß manche dieser Charaktereigenschaften in Verbindung stehen mit Defiziten im Serotonin-System des Gehirns. Favazza (1993) bezieht sich auf diese Studie setzt vorraus, daß leicht reizbare Menschen mit einer relativ normalen Serotonin-Funktion vielleicht ihren Ärger nach Außen richten, indem sie schreien oder mit Dingen um sich werfen; Menschen mit einer unterentwickelten Serotonin-Funktion richten ihren Ärger nach Innen, indem sie sich selbst beschädigen oder sich umbringen. Zweig-Frank et al. (1994) weist zudem darauf hin, daß das Ausmaß des selbstverletzenden Verhaltens nahe verwandt ist mit einer Serotonin-Dysfunktion.
Diejenigen, die sich selbst verletzen mögen Persönlichkeitscharakteristika besitzen, die die Wahrscheinlichkeit des selbstverletzenden Verhaltens steigern. Haines and Williams (1997) fanden heraus, daß SVV-ler berichten, mehr Gebrauch von der Problemvermeidung als Bewältigungsstrategie zu machen und glauben, weniger Möglichkeiten der Problemlösung zu besitzen. Dieses Gefühl der Nicht-Bevollmächtigung mag abwechselnd in Verbindung stehen zur chronischen Entkräftung, die viele SVV-ler erlebt haben.
Wer verletzt sich selbst?
Allgemeine psychologische Charkteristika der Selbstverletzung
Das Gesamtbild zeigte sich bei Menschen, die:
- sich selbst nicht leiden können und sich verneinen
- sehr empfindlich auf Ablehnung reagieren
- chronisch ärgerlich sind, normalerweise auf sich selbst
- dazu neigen, ihre Angst zu unterdrücken
- einen hohen Grad aggressiver Gefühle besitzen, was sie sehr stark mißbilligen und dann häufig unterdrücken, oder nach innen lenken
- impulsiver sind und es an Impulskontrolle mangelt
- dazu neigen nach ihrer momentanen Stimmungslage zu handeln
- dazu neigen, in den Tag hinein zu leben und nicht weiterzuplanen
- die depressiv und selbstmordgefährdet/selbstzerstörerisch sind
- unter chronischen Angstzuständen leiden
- leicht reizbar sind
- die sich selbst als nicht fähig erachten mit Situationen und Emotionen umzugehen
- keine vielfältigen Möglichkeiten der Verarbeitung und Bewältigung besitzen
- glauben, daß sie nicht die Fähigkeit besitzen, ihr Leben zu meistern
- dazu neigen, „den Kopf in den Sand zu stecken“, vermeiden Probleme
- kein Selbstvertrauen besitzen
Menschen, die sich selbst verletzen, können häufig nicht mit ihren Gefühlen umgehen, und es scheint einen biologisch erklärbaren Antrieb dafür zu geben. Sie neigen zu leichter Aggressivität und ihr Gemütszustand zum Zeitpunkt der Selbstverletzung ist wahrscheinlich eine stark intensivierte Version einer langbestehenden zugrundeliegenden Stimmung, (Herpertz, 1995). Ähnliche Ergebnisse beschrieben Simeon et al. (1992); sie fanden heraus, daß es zwei emotionale Hauptzustände gibt, die am häufigsten bei den Personen, die sich selbst verletzen, zum Zeitpunkt der Handlung vorhanden sind: Angst- und Ärgergefühle , die zudem seit längerer Zeit als Persönlichkeitsmerkmale bestehen. Linehan (1993a) fand heraus, daß die meißten SVV-ler ein stimmungsabhängiges Verhalten zeigen, in Übereinstimmung mit den Forderungen ihres gegenwärtigen Gefühlszustandes handeln, anstatt längerfristige Wünsche und Ziele zu erwägen.
In einer anderen Studie fanden Herpertz et al. (1995) unter den SVV-lern, zusätzlich zu der verarmten Affektsteuerung, Impulsivität, und Aggression (wie zuvor beschrieben), gestörte Affekte, eine große Menge unterdrückter Wut, einen hohen Grad an Selbsthaß und eine Unfähigkeit zu planen:
Wir mutmaßen, daß die SVV-ler für gewöhnlich aggressive Gefühle und Impulse ablehnen. Schaffen sie es nicht, diese zu unterdrücken, richten sie diese gegen sich selbst. . . .
Dulit et al. (1994) fanden verschiedene gemeinsame Charakteristika zwischen SVV-lern und Borderline-Persönlichkeiten (im Gegensatz zu nicht-SVV-Borderline-Persönlichkeiten ).
Diese sind
- wahrscheinlicher psychotherapeutisch oder medikamentös behandelt zu werden
- wahrscheinlicher, zusätzlich an Depressionen oder Bulimie zu leiden
- höhere, akute oder chronische Selbstmordgefahr
- höhere Gesamtzahl an Selbstmordversuchen
- weniger sexuelles Interesse und Aktivität
In einer Studie mit BulimikerInnen, die sich selbst verletzen (Favaro und Santonastaso, 1998), hatten die, deren Selbstverletzung teilweise oder meißtens impulsiv war, höhere Werte bei den Maßen: obsessiver Zwang, Somatisierung, Depression, Angst und Feindseligkeit.
Simeon et al. (1992) fanden heraus, daß die Tendenz, sich selbst zu verletzen mit dem Grad an Impulsivität, chronischer Wut und körperlicher Angst steigt. Je höher der Grad der chronischen unangemessenen Angst, um so ernsthafter ist der Grad der Selbstverletzung. Zusätzlich fanden sie eine Verbindung von starker Aggression und verarmter Antriebskontrolle. Haines and Williams (1995) fanden heraus, daß SVV-ler dazu neigen, die Problemvermeidung als Bewältigungsmechanismus zu benutzen und sich selbst unfähig sehen, Kontrolle über diesen Mechanismus zu besitzen. Zusätzlich haben sie ein geringes Selbstwertgefühl und wenig Lebenshoffnung.
Statistiken
Conterio and Favazza schätzen, daß 750 von 100000 Einwohnern selbstverletzendes Verhalten zeigen (neuere Schätzungen geben an, daß 1000 von 100000, oder 1%, der amerikanischen Bevölkerung sich selbst verletzen). In ihrem Bericht von 1986 beschreiben sie, daß 97% der Betroffenen weiblich sind und sie erstellten ein „Portrait“ des typischen SVV-lers. Er ist weiblich, Mitte zwanzig bis Anfang dreißig, und verletzt sich seit dem Teenageralter, entstammt häufig der Mittel- oder oberen Mittelschicht, ist intelligent, gut erzogen und in seiner Vergangenheit finden sich häufig Erlebnisse des sexuellen Mißbrauchs, oder Familien, in denen mindestens ein Elternteil Alkoholiker war. Zudem leiden sie häufiger zusätzlich an Eßstörungen.
Möglichkeiten, sich selbst zu verletzen:
- Schneiden: 72 %
- Verbrennen: 35 %
- Sich Schlagen: 30 %
- die Wundheilung verhindern: 22 %
- Haare ausreißen: 10 %
- Knochen brechen: 8 %
- mehrere Methoden: 78 % (die oberen eingeschlossen)
Warum sind es so viele Frauen?
Obwohl die Ergebnisse informativer Internet-Umfragen und die Zusammensetzung einer Mailing-Liste für SVV-ler keine so starke „weibliche“ Neigung zu diesem Verhalten zeigen, wie es die Zahlen von Conterio tun (die Statistik zeigt: 85% weiblich zu 15% männlich, und die Liste kommt folgenden Zahlen eher nahe: 67% weiblich zu 34 % männlich), so ist es doch klar, daß Frauen viel öfter zu diesem Verhalten greifen, als Männer es tun. Miller (1994) ist sich unzweifelhaft sicher mit einer ihrer Theorien, daß Frauen dazu erzogen wurden, Ärger zu verinnerlichen und Männer dazu, ihn zu veräußerlichen. Zudem ist es möglich, daß Männer weniger Probleme haben, Emotionen, wenn sie sie zu überwältigen scheinen, in sich zu behalten da sie dazu erzogen wurden, diese zu unterdrücken, oder aber sie richten sie nach außen in Form von scheinbar unangemessener Gewalt.
Schon frühzeitig im Jahr 1985 stellte Barnes fest, daß Geschlechts-Rollenverhalten eine wichtige Rolle spielt, bei der Frage, wie SVV-Patienten behandelt werden. Die Studie fand statt in einem allgemeinen Krankenhaus in Toronto: Frauen wurden viel öfter diagnostiziert mit „vorrübergehende situative Unruhe“ und Männer mit „Drogenmißbrauch“.
Barnes nimmt an, daß Männer, die sich selbst verletzen, von Ärzten wesentlich ernster genommen werden“; nur bei 3.4% der Männer aus der Studie wurden vorrübergehende und situationsbezogene Probleme angenommen im Vergleich zu 11.8% der Frauen.
Ursachen für SVV
Vergangenheitstrauma / Vorgeschichte als krankmachender Auslöser
Van der Kolk, Perry, and Herman (1991) haben eine Studie über Patienten geführt, welche unter SVV und Suizidalität litten. Sie haben herausgefunden, dass verschiedene Gegebenheiten während der Kindheit bis zur Pubertät zuverlässige Indikatoren sein können für die Häufigkeit wie auch die Schwere der Verletzungen. So zum Beispiel: Physischer oder sexueller Missbrauch, körperliche oder emotionale Vernachlässigung und chaotische Familienverhältnisse. Je früher der Missbrauch anfing, desto eher griffen die Betroffenen zum Messer und desto tiefer waren die Schnitte. Opfer von sexuellem Missbrauch neigen am ehesten von allen zum Schneiden. Es wird zusammengefasst:
… Vernachlässigung ist der stärkste Auslöser für SVV. Dieses deutet darauf hin, daß obwohl ein Kindheitstrauma ein starker Auslöser für den Beginn des selbstverletzenden Verhaltens ist, die Vernachlässigung dieses Verhalten aufrechterhält. Die, die sich nicht erinnern konnten sich als Kind als etwas besonderes gefühlt zu haben oder von geliebt zu sein, waren am wenigsten fähig ihre Selbstverletzung unter Kontrolle zu bekommen.
(In der gleichen Abhandlung haben van der Kolk et al. vermerkt, daß das Absondern und die Häufigkeit der Erfahrungen von Absonderung mit SVV im Zusammenhang zu stehen scheinen. Absonderung im Erwachsenenalter wurde auch schon erfolgreich in Zusammenhang gebracht mit Missbrauch, Vernachlässigung oder einem Kindheitstrauma.)
Die Theorie, daß physischer oder sexueller Missbrauch oder ein Trauma wesentlich zu SVV beitragen wird durch einen Artikel, der 1989 im American Journal of Psychiatry erschienen ist unterstützt. Greenspan und Samuel stellen drei Fälle dar, in welchen Frauen, welche keine psychopathologische Vorgeschichte gehabt zu haben schienen, sich als SVV-ler zeigten, weil sie ein Trauma in Folge einer Vergewaltigung erlebt hatten.
Krankheitsgeschichte unabhängig von Missbrauch
Obwohl sexueller und physischer Missbrauch und Vernachlässigung SVV offensichtlich stark begünstigen, hält die Umkehrthese diesem nicht stand. Viele von denen die sich selber verletzen, haben in der Kindheit keinen Missbrauch erlebt. Eine 1994 erschienene Studie von Zweig-Frank zeigte keine Verbindung zwischen Missbrauch, Dissoziation und Selbstverletzung unter den Patienten, bei welchen ‚borderline‘ diagnostiziert wurde. Eine Folgestudie von Brodsky (1995) zeigte auch, dass Missbrauch in der Kindheit nicht die Voraussetzung dafür ist, als Erwachsener an Selbstverletzung oder Dissoziation zu leiden. Wegen dieser und anderer Studien sowie eigenen, persönlichen Beobachtungen ist mir klar geworden, daß es einen grundlegenden Charakterzug bei den SVV-lern gibt, welchen andere Leute nicht haben. Dieser ist viel subtiler als der Missbrauch als Kind. Die Arbeit von Linehan gibt gute Hinweise, welches dieser Charakterzug ist.
Linehan (1993a) spricht darüber, dass Leute mit SVV in krankmachender Umgebung aufgewachsen sind. Während natürlich Missbrauch ganz sicher krank macht, so gibt es jedoch auch andere, ganz „normale“ Situationen, die auch krank machen können. Sie sagt:
Eine Umgebung, in der der Mensch nicht beachtet und geachtet wird ist eine, welche persönliche Erfahrungen unstet, unangemessen oder extrem spiegelt. In anderen Worten ist das Formulieren von eigenen Erfahrungen nicht erwünscht; anstatt dessen wird es oft bestraft und/oder ins Lächerliche gezogen. Das Formulieren von schmerzvollen Erfahrungen wird abgelehnt. Die persönliche Auslegung des eigenen Verhaltens, inklusive der Erfahrung, mit welcher Absicht und Motivation etwas getan wurde, werden abgewertet…
Das was krank macht, hat zwei primäre Charakteristiken. Erstens sagt es dem Individuum, dass es falsch liegt, in der Beschreibung wie auch der Analyse der eigenen Erfahrung. Speziell die Sicht dessen, was seine Gefühle, seinen Glauben und seine Handlung hervorruft. Zweitens werden ihre Erfahrungen als von der Gesellschaft unakzeptable Charakteristika oder unakzeptable persönliche Züge eingestuft.
Diese Verletzungen können verschiedene Formen annehmen:
- „Du bist wütend, aber Du willst es nicht zugeben“
- „Du sagst nein, aber Du meinst JA, ich weiss das“
- „Du hast das getan (etwas, was du in Wirklichkeit gar nicht getan hast). Hör auf zu lügen!“
- „Du bist ein Sensibelchen, Du bist Hypersensibel“
- „Du bist nur faul“
- „Ich lasse mich von Dir nicht so manipulieren“
- „Kopf hoch. Stell Dich nicht so an. Du kommst da schon drüber weg“
- „Schau mal endlich das Positive an und hör auf, so pessimistisch zu sein…“
- „Du versuchst es nur nicht hart genug.“
- „Ich gebe Dir gleich einen Grund zum Weinen!“
Jeder erfährt solche Verletzungen/Mißachtungen wie diese hin und wieder. Aber Leute, die in einer krank machenden Umgebung aufgewachsen sind, hörten diese Aussagen ständig. Die Eltern meinen es sicher gut, aber sie können nicht mit negativen Gefühlen umgehen. Also erlauben sie ihren Kindern nicht, diese auszudrücken und das Resultat ist unabsichtliche Verletzung. Chronische Verletzung kann unweigerlich zu unterbewußter Selbstmißachtung/Unfähigkeits Erklärung und Selbstzweifel führen und zu dem Gefühl ‚Ich bin nichts Wert‘, welches Kolk et al. beschrieb.
Biologische Überlegungen und Neurochemie
Es zeigte sich (Carlson, 1986) in Versuchen mit Mäusen, dass ein reduziertes Level an Serotonin zu erhöhtem aggressivem Verhalten führt. In dieser Studie produzierten Serotonin-Hemmer ein aggressiveres Verhalten und Serotonin-Förderer eine reduzierte Aggression bei Mäusen. Serotonin wird auch mit Depressionen in Zusammenhang gebracht. Depressionen wurden erwiesenermaßen als eine der Langzeit-Ursachen von physischem Missbrauch in der Kindheit in Verbindung gebracht (Malinosky-Rummell und Hansen, 1993). Das könnte erklären, weshalb selbstverletzendes Verhalten oft bei Personen vorkommt, die als Kind missbraucht wurden. Mehr als unter der generellen Bevölkerung.Die vielversprechendste Forschung auf diesem Gebiet ist die These, daß Selbstverletzung von einer pathologisch verminderten Anzahl von eigentlich benötigten Neurotransmittern im Hirn bedingt wird.
Diese Sicht wird unterstützt und dokumentiert von Winchel und Stanley (1991), dass obwohl das Opiat- wie auch das Dopamin- System bei SVV nicht betroffen sind, das Serotonin System jedoch schon. Medikamente, welche die Aufnahme von Serotonin im Hirn fördern scheinen bei SVV erfolgreich zu sein. Winchel und Staley vermuten eine Verbindung zwischen dieser Tatsache und den klinischen Ähnlichkeiten zwischen obsessive-compulsive-disorder (welche bekannt dafür sind, dass mit serotoninfördernden Medikamenten geholfen werden kann) und SVV. Sie bemerken ebenfalls, dass einige stimmungsfördernde Medikamente (wie Tegretol, Depakote) dieses Verhalten stabilisieren können.
Serotonin
Coccaro und Kollegen haben viel dafür getan um zu beweisen, dass SVV am Mangel an Serotonin liegt. Sie finden (1997c), dass Reizbarkeit das wichtigste Verhalten ist, welches mit dem Serotoninsystem zusammenhängt. Bei einem normalen Level kann die Reizbarkeit mit Schreien und dem Herumwerfen von Dingen ausgedrückt werden. Wenn das Serotonin Level niedrig ist, wächst die Aggression und die Reizbarkeit eskaliert in Selbstverletzung, Suizid und/oder Attacken auf andere.
Simeon et al. (1992) finden, das SVV-ler bedeutend weniger (platelet imipramine binding sites) haben (Personen mit SVV haben weniger von diesen, ein Mass für Serotonin Aktivität) und bemerkt, dass dies ‚die zentrale Seroton-bedingte Fehlfunktion mit reduzierter vorsynaptischer Serotonin-Freigabe widerspiegeln könnte‘. Eine Seroton-bedingte Funktionsstörung könnte Selbstverletzung herbeiführen.
Wenn diese Resultate von Nahem betrachtet werden, wie z.B. von Stoff et al. (1987) und Birmaher et al. (1990), scheint es, dass die am meisten passende Beschreibung für SVV die einer Störung der Impuls-Kontrolle sein könnte. Ähnlich wie Trichotillomanie, Kleptomanie oder zwanghaftes Spielen.
Herpertz (Herpertz et al., 1995; Herpertz und Favazza, 1997) hat nachgeforscht, wie Blut Levels von Prolactin auf Dosen von d-fenfluraminen bei SVV-lern reagieren. Die Prolactin-Reaktion bei SVV-lern war gehemmt, welches heißt, es könnte ein Defizit in allen und primär der vor-synaptischen Zentral 5-HT (Serotonin) Funktion sein. Stein et al. (1996) fand eine ähnliche Hemmung der Prolactinreaktion auf fenfluramine bei Leuten mit einer Zwangsneurose, und Coccaro et al. (1997c) fand, daß die Prolactin-Reaktion sich umgekehrt verhält wie die Lebensgeschichte der Aggressions-Skala.
Es ist nicht klar, ob diese Abnormalitäten durch ein Trauma, Missbrauch oder durch krank machende Erfahrungen hervorgerufen werden oder ob einige Individuen mit diesen Hirn-Abnormalitäten traumatische Lebenserfahrungen hatten, welches sie daran hinderte einen effektiveren Weg zu finden mit Kummer umzugehen, was sie glauben lässt, dass sie nur wenig Kontrolle darüber haben, was mit ihrem Leben geschieht und nachträglich zur Selbstverletzung greifen als eine Art der Verarbeitung.
Wissen, wann man aufhören muss – Schmerz scheint kein Faktor zu sein
Die meisten SVV-ler können es nicht erklären, aber sie wissen genau, wann sie aufhören müssen. Nach einem gewissen Grad an Verletzung, ist der Bedarf irgendwie befriedigt und die sich verletzende Person fühlt sich friedlich, ruhig und getröstet. Nur 10% empfinden ‚große Schmerzen‘; 23% berichten von mäßigen Schmerzen und 67% empfinden wenig bis gar keinen Schmerz. Naloxone, ein Medikament welches die Wirkung von Opiaten umkehrt (inklusive der Endorphine, die natürlichen Schmerzkiller des Körpers), wurde in einer Studie an SVV-ler gegeben, aber es half nicht (siehe Richardon und Zaleski, 1986).
Dieser Befund ist faszinierend, unter berücksichtigung von Haines et al. (1995), eine Studie welche aufdeckte, daß die Reduktion von Psychophysiologischer Spannung die Hauptursache von SVV sein könnte. Es könnte sein, dass wenn ein gewisses Level von physiologischer Ruhe erreicht ist, der SVV-ler nicht mehr das Bedürfnis hat ihren/seinen Körper zu verletzen. Das fehlen von Schmerz kann durch die Vereinsamung einiger SVV-ler herrühren. Selbstverletzung kann in diesem Fall auch dazu dienen, andere auf sich aufmerksam zu machen.
Erklärungen von Verhaltensforschern
Bemerkung: dies bezieht sich hauptsächlich auf stereotypisch vollstreckte Selbstverletzung, wie es beobachtet wird bei zurückgebliebenen und autistischen Patienten.
Die Verhaltensforschung hat viel unternommen, um die Ursache von SVV zu erklären. In einem Bericht von 1990 erforschten Belfiore und Dattilio drei mögliche Erklärungen. Sie zitieren Phillips und Muzaffer, welche SVV beschreiben als ‚Massnahmen, welche durch ein Individuum an sich selbst ausgeführt werden, was dazu dient, einen Teil des Körpers ‚abzutrennen, zu entfernen, zu verstümmeln, zu zerstören oder unvollkommen zu machen‘. Diese Studie fand auch, dass die Frequenz von Selbstverletzung bei Frauen höher war, jedoch die Schwere der Verletzung bei Männern extremer ist (siehe van Gogh). Belfiore und Dattilio heben hervor, das die Beschreibungen ‚Selbstverletzung‘ und ‚Selbstzerstörung‘ trügerisch sind; die Beschreibung sagt nichts über das Ziel des Verhaltens aus.
konditioniertes Verhalten
Es sollte dazu bemerkt werden, dass die Erklärungen im Zusammenhang mit konditioniertem Verhalten hauptsächlich eher gelten, wenn von stereotypem Verhalten gesprochen wird und weniger mit episodischem/wiederholtem Verhalten.
Zwei Paradigmen werden genannt bei solchen, welche SVV im Zusammenhang mit konditioniertem Verhalten erklären wollen. Eine ist, dass Individuen welche sich selber verletzen vermehrte Aufmerksamkeit erhalten und deshalb ihr Verhalten wiederholen. Eine weitere Begründung für diese Theorie ist, daß die sensorische Stimulanz, welche mit Selbstverletzung in Zusammenhang gebracht wird als positiver Verstärker dienen kann und dadurch ein Reizmittel für die Selbstbefriedigung sein kann.
Die andere Theorie ist, daß Personen die sich selber verletzen dadurch andere Gefühle (emotionale, physische, wie auch immer) verdrängen wollen. Dieses negative Paradigma ist unterstützt durch Forschung, welche zeigt, dass die Intensität von Selbstverletzung dadurch gesenkt werden kann, in dem die Situation vermieden werden, nach der sich jemand sonst verletzt. Grundsätzlich kann gesagt werden, daß Selbstverletzung ein Weg ist, um einem sonst nicht ertragbaren Schmerz auszuweichen.
Empfindungskontingent
Eine Hypothese, welche schon lange besteht ist die, dass Personen mit SVV versuchen, ihre Fähigkeit zu Spüren zu erhöhen. Selbstverletzung kann das sensorische Empfinden erhöhen (viele Leute, die den Fragebogen im Internet zurückschickten sagten, daß sie sich nun realer fühlten). Oder sie senken das sensorische Empfinden in dem sie den sensorischen Input mit etwas stören, was noch viel schmerzhafter ist als die Selbstverletzung. Dies scheint mit dem übereinzustimmen ,was Haines und Williams herausfanden:
Selbstverletzung sorgt für eine schnelle und dramatische Lösung von physiologischer Spannung/Erregung. Cataldo und Harris schlossen aus, daß bei den Theorien zur Erregung, obwohl befriedigend in ihrer Einfachheit, die biologischen Grundlagen dieser Faktoren mit in Erwagung gezogen werden müssen.
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